Donnerstag, 19. Februar 2015

Auf in den Norden

Die Sonne scheint mir wärmend ins Gesicht, die Landschaft hügelig und wunderbar grün. Draußen hat es bloß 5 Grad um 9 Uhr morgens, doch wir sitzen im Inneren des wohlig warmen Buses. Gestern um 9 Uhr morgens sind wir aufgebrochen von unserer Heimat Punta Arenas, der südlichsten Stadt Chiles, auf in Richtung Norden. Unser erster Zwischenstopp heißt Chiloe, eine noch naturbelassene Insel ungefähr in der Mitte zwischen Punta Arenas und Santiago. Was mich dort erwartet weiß ich noch nicht so genau, doch ich bin schon sehr neugierig. Alejandro erzählt mir die tollsten Geschichten aus seiner Jugendzeit in Chiloe, von Abenteuern in den Wäldern, vom Füttern der Tiere auf den Farmen, von langen Spaziergängen in der Natur und von den vielen Freunden auf deren Wiedersehen er sich schon wahnsinnig freut. Ich lass mich treiben und werde einfach nur genießen. Wir fahren Richtung Sommer, schon jetzt auf halbem Weg ist die Temperatur um 5-8 Grad auf 20 Grad gestiegen, der patagonische Wind hat uns verlassen und uns erwarten herrlich warme Tage auf der Insel.

Halbzeit. Es ist 9 Uhr morgens des nächsten Tages und wir sitzen nun seit 24 Stunden im Bus. Es ist wie im Flieger auf einer Langstrecke, es wird eine Jause serviert, Kinofilme gezeigt und genauso ungemütlich um zu schlafen in der Nacht, auch wenn die Sitze ein wenig gemütlicher und größer sind hier. Der Vorteil des Buses ist, dass er zu mittags und abends an einem Restaurant hält und man sich bei der Gelegenheit ein wenig die Beine vertreten kann. Nichts desto trotz anstrengend. 

Was ich in den letzten 24 Stunden gemacht habe....? Punta Arenas mit Trauer hinterher gewinkt, kilometerlange Pampas durch das Fenster an mir vorbeiziehen gesehen, mich gewundert über die Formalitäten beim Grenzübertritt nach Argentinien, zwei Kinofilme geschaut, einen Schal zu zwei Drittel fertig gehäkelt, einen wunderschönen Sonnenuntergang bewundert, knappe sieben Stunden geschlafen mit einem Aufwachrhythmus von etwa jeder Stunde, weil mir jeder Körperteil schmerzte, den sternenklaren Nachthimmel über der Pampas bestaunt, sogar bis zur Milchstraße, von den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages geweckt worden und festgestellt dass sich die Landschaft von der Pampas weg hin zu einer schönen grünen hügeligen Umgebung mit Bergen im Hintergrund geändert hat. 


Uns fehlen noch etwa 8-10 Stunden Busfahrt ans Ziel, doch den mühsamsten Teil durch die ewig lange Pampas haben wir nun hinter uns. Nun erwartet uns die wunderbare Landschaft im Seengebiet rund um Bariloche, der Grenzübertritt zurück nach Chile und eine Fahrt mit der Fähre auf die Insel Chiloe. 
Eine lange Reise, aber ich freue mich sie gemacht zu haben, denn es erwarten mich am Ende neue Abenteuer!



Nachtrag: was mich danach wirklich noch erwartete: nicht 8-10 Stunden Busfahrt, nein, es waren noch 14 Stunden Reisezeit, eine Wartezeit von 2 Stunden am Grenzübertritt zu Chile, die wunderbare Seenlandschaft rund um Bariloche, mir endlos vorkommende Zwischenstopps in Osorno, Puerto Montt um Reisende zu- und aussteigen zu lassen und schließlich die Fahrt auf der Fähre zur Insel. 

Endlich angekommen, erschöpft aber glücklich!


Freitag, 13. Februar 2015

Aufbruch...

... in ein neues Kapitel des Lebens.

Heute vor genau einem Jahr sagte ich "auf Wiedersehen". Auf Wiedersehen zu dem Menschen den ich in so kurzer Zeit schätzen und lieben gelernt habe, den ich jetzt auch meinen Mann nennen darf. Das Leben birgt ständig Überraschungen, weist einem stets auf neue Wege und wenn man nur mutig genug ist sie auch zu gehen, erwartet einen ein unglaublich schönes Erlebnis.

Nach neun Monaten im Süden von Chile, in der kleinen Stadt Punta Arenas an der Magellanstraße, haben wir beschlossen nun gemeinsam aufzubrechen. Aufzubrechen in das nächste Abenteuer des Lebens, diesmal Seite an Seite und Hand in Hand mit meinem Liebsten. Das neue Kapitel heißt Österreich... Vor allem für Alejandro ein großer Schritt, denn wird es sein erster in Europa sein. Doch wir freuen uns, sind aufgeregt und auch zugleich ein bisschen traurig, denn bedeutet es auch sich von hier zu verabschieden. Abschied nehmen von der Familie, Freunden, unserem Heim, das wir uns in dieser Zeit aufgebaut haben und auch unserer Arbeit. Am Dienstag ist es soweit, am Morgen startet der Bus Richtung Chiloe, 31 Stunden Fahrzeit Richtung Norden. Im Haus wütet das Chaos, die Kisten stapeln sich und die Koffer sind halb gepackt. Aufregung. Spannung. Emotion. Freude. Trauer. Ein Gemisch von Gefühlen. Von einigen schon haben wir uns verabschiedet, einige folgen in den nächsten Tagen. Wir fühlen die Trauer der Menschen die wir verlassen, doch auch das viele Glück das sie uns mit auf den Weg geben. Wehmut und Freude gehen in diesen Tagen stets Hand in Hand mit uns.

Nun folgt die Zeit des Reisens, vieler Besuche am Weg in den Norden. In vielen Städten und Dörfern erwartet man uns bereits, Familie und Freunde in ganz Chile. Wir freuen uns darauf hier noch ein wenig Zeit ohne Stress zu verbringen, uns zu erholen und Energie zu tanken bevor die große Reise über den Atlantik beginnt...


Sonntag, 1. Februar 2015

Neue Wege gemeinsam beschreiten

31. Dezember... Silvester... Der letzte Tag des vergangenen Jahres und Einleitung eines neues Jahres.
Für uns hat dieser Tag nun eine ganz besondere Bedeutung. 2012 war das Jahr des Umbruchs, 2013 das Jahr der Suche und 2014 das Jahr der Neuorientierung. Jahr für Jahr verbrachte ich mit Warten, warten auf dass die Liebe meiner Wege kreuzt. Doch ich lernte, dass sich nichts im Leben erzwingen lässt, alles kommt zu seiner Zeit. Mich brachte das Schicksal an das andere Ende der Welt und da wartete sie auf mich: die Liebe meines Lebens. Wie du sie erkennst? Du fühlst es einfach. Denn zwei Kulturen die nicht unterschiedlicher sein können; zwei Sprachen, deren Barrieren die Kommunikation erschweren; doch du fühlst wie sich etwas bewegt in dir. Dein Herz fühlt sich geborgen und deine Seele sich vollständig. Du fühlst "das ist die Liebe meines Lebens!" und mögen kommen was wolle, wir wollen es gemeinsam meistern!

2014 also das Jahr der Neuorientierung, Orientierung in Richtung Chile meinem Herzen folgend. 2015 soll nun das Jahr sein, in dem wir den Weg gemeinsam gehen. Durch dick und dünn, durch gute und schlechte Zeiten. Darum haben wir den 31. Dezember zu unsrerem speziellen symbolischen Datum erwählt und uns an diesem Tag das Ja-Wort gegeben! Es war ein wunderschöner Tag, denn die Sonne schien wärmend vom Himmel und die gesamte Familie war versammelt um uns bei diesem bedeutendem Moment zu begleiten. Nicht nur Alejandro´s Famile aus Chile, nein, auch meine Mama und Richard waren an diesem speziellen Tag dabei. Wir wissen nicht, wann sich wieder die gesamte Familie unter einem Dach versammeln können wird, denn die Distanz ist gross und daher freuen wir uns umso mehr dass alle aus der Familie dabei sein konnten... einige schalteten sich sogar live via skype aus Österreich zu :-)
Die letzte Nacht vor dem grossen Tag verbrachten wir getrennt, was die Spannund und Aufregung noch steigerte. Und am Morgen des grossen Tages trafen wir uns um 9 Uhr vor dem Standesamt und ich glaube, ich verliebte mich erneut in den Mann meines Lebens. Es war wunderbar ihn auf mich zukommen zu sehen, in seinem Hochzeitsanzug und mit meinem Brautstrauss in der Hand und einem bezaubernden Lächeln im Gesicht. Wir waren nervös, beide, aber glücklich! Wir sind ein aussergewöhnliches Pärchen, haben uns auf aussengewöhnlichen Wegen kennen- und liebengelernt, also sollte auch unser spezieller Tag aussergewönlich werden. Wir haben uns dagegen entschieden in weiss zu heiraten - ich trug ein traumhaftes Kleid in Rosa mit einem Bolero in weiss und Blumen im Haar, Alejandro´s Anzug hatte die Farben bordeaux, rot und das Hemd in blassrosa und ich konnte nicht aufhören ihn zu bewundern. Er ist der Mann meiner Träume. Die Gäste baten wir etwas in Grün zu tragen - einen Schal, Krawatte, Accesoires - denn Grün ist die Farbe der Hoffnung und soll uns Glück mit auf den Weg geben.

Die Zeremonie war schlicht und kurz, doch für uns war sie wunderschön, denn es war "unser" Tag und das Wichtigste waren "wir"! Und für mich hat es sehr sehr viel bedeutet, dass meine Familie hier vor Ort dabei war und jene die nicht persönlich anreisen konnten auch via skype dabei waren. Nach der Zeremonie trafen wir uns zur Agape im Haus seiner Oma, schon am Vortag dekorierten wir den Raum in unseren Farben grün und rosa/lila und bei der Ankuft erwartete uns schon das erste Spielchen. Hier vereinten sich nun die Kulturen, denn in Chile kennt man diese Art von Gebräuchen nicht, sind sie doch in Österreich weit verbreitet, gern gesehen und erfreuen das Brautpaar und die Gäste. Also erwartete uns eine versperrte Eingangstüre - versperrt durch ein Leintuch auf dem ein grosses Herz und unsere Namen Michi + Jano prangten. Die Aufgabe sich gemeinsam die Türe zum neuen gemeinsamen Heim zu öffnen, meisterten wir mit Bravour - obwohl uns nur Nagelscheren zur Verfügung gestellt wurden :-) Unter Applaus und erfreutem Gelächter betraten wir "unser" neues gemeinsames Heim. 

Nach der Agape erfüllte sich ein lang gehegter Traum. denn die Hochzeitsfotos machten wir am Strand und auf jedem der tollen Bilder war im Hintergrund das Meer zu sehen. Die unendlichen Weiten des Meeres, die mich schon seit eh und je faszinieren, denn für mich bedeuten sie dass alles im Leben möglich ist. Es gibt keine Grenzen, du kannst bis zum Horizont sehen und musst nur Schritt für Schritt des Weges gehen, bis du dein eigenes Ziel erreicht hast. Das Ziel glücklich zu sein.

Abends traf sich die Familie wieder zum gemeinsamen Abendessen, was zwar im Rahmen der Hochzeitsfeier war, aber irgendwie dann doch eher zur Silvesterfeier umschlug ;-) Nichts desto trotz habe ich den Tag in wunderschöner Erinnerung - denn es ist mein Hochzeitstag und das ist das Bedeutenste. Es war nichts wirklich durchgeplant, wir mieteten keinen Saal, hatten kein 3-Gänge-Menü und keine Band die für uns spielte, doch wir hatten uns und unsere Liebsten die den Tag mit uns verbrachten - und das ist das Wichtigste im Leben! Und von nun an hat jeder Silvsterabend für uns eine besondere Bedeutung. Jedes Jahr werden wir mit neuer Motivation ins neue Jahr und auch mit noch mehr Freude ins neue Ehejahr starten!