Samstag, 7. September 2019

Land & Leute in Nepal

Eine Woche bin ich nun schon In Nepal unterwegs. In dieser Zeit durfte ich schon sehr viel sehen, tiefe Einblicke in das Leben der Menschen hier gewinnen und die wunderschöne Landschaft genießen.

Am Phewa-See 

Nepal ist bekannt für seine hohen Berge im Himalaya, einige der 8.000er wie der Mt. Everest oder Anna Purna stehen hier. Bergsteiger strömen zur Hauptsaison ab Oktober in Massen nach Nepal, vor allem in jene Städte welche als Ausgangspunkt für mehrtägige oder mehrwöchentliche Trekkingtouren fungieren, wie z.B. Pokhara, wo auch wir uns momentan aufhalten. 

Blick auf Pokhara von der Stupa World Peace Pagode

Uns zieht es diesmal nicht in die Berge, wir wollen Phokara und die Umgebung erkunden. Schon die Anreise war abenteuerlich im Bus, der uns in 7 Stunden von Kathmandu nach Pokhara brachte. Wir hatten Glück und stiegen in einen Touristbus der um 7 Uhr früh noch recht leer war und ergatterten die erste Sitzreihe mit unerwartet bequemen Sitzen. Der Name Touristbus sagt nicht viel aus, wir waren die einzigen Touristen unter vielen Nepali. Er ist lediglich ein bisschen bequemer und vielleicht nicht ganz so voll wie die Microbuses. Der Preis um 400-500 Rupien (3,20-4,00 Euro) ist auch derselbe. Alternativ könnte man auch mit dem Flugzeug in circa 1,5 Stunden anreisen, doch das um stolze 150 Dollar. Die Busse machen ein bis zwei ca. 15 minütige Stopps bei WCs bzw kleinen Imbissen. Wer empfindliche Ohren hat, sollte sich besser Ohrenstöpsel einpacken, denn man wird lautstark mit nepalesischer Musik aus den Boxen beschallt. 


Auch wenn jetzt Anfang September Nebensaison ist, ist hier im Stadtteil Lakeside alles für den Touristenansturm bereit. Cafés, Restaurants, Shops für Trekkingausrüstung und Tourenanbieter reihen sich nebeneinander. Hier versucht man dem Touristen auch etwas zu bieten, die Straßen sind besser und sauberer, die Shops gepflegter und die Restaurants hygienischer.
Ganz anders sieht es in jenen Stadtvierteln aus in denen sich hauptsächlich Einheimische tummeln. Müll auf den Straßen, Essen über die Gasse in unhygischen Küchen produziert, staubige Ware in den Geschäften. Nepal ist ein Dritte-Welt-Land, es fehlt an Hygiene, Stromversorgung und Trinkwasser aus der Leitung. Free WiFi wird den Touristen überall angeboten, fällt aber im Stunden-Takt wegen Stromausfall aus. Zur Monsumzeit sind viele Dörfer nicht erreichbar weil die Straßen in den Bergen wegbrechen. Auf den asphaltierten Straßen in den Städten kann bei Starkregen soviel Wasser stehen, dass sich Leute im Kajak fortbewegen. Ich durfte das zum Glück nicht erleben, da Ende August die Monsumzeit schon abklingt und nur mehr abends oder nachts Regen fällt.

Die Straße gleicht bei Regen einem Fluß, knöcheltief watet man durch das Wasser. 

Wir leihen uns ein Moped um 800 Rupien pro Tag (6,40 Euro) und düsen damit etwa 20 Minuten auf den naheliegenden Hügel, auf dem der japanische buddhistische Tempel World Peace Pagode steht und weithin sichtbar in strahlendem Weiß erstrahlt. Die Ruhe hier oben, nachdem wir noch gefühlte 200 Stufen bergauf gegangen sind, ist himmlisch und wir genießen nach einem Rundgang um den Tempel den wunderbaren Ausblick auf den Phewa-See und Pokhara. Bei klarer Sicht kann man angeblich bis zum Anna Purna Massiv und die Himalaya Bergkette sehen, doch ist dies Ende August/Anfang September sehr selten der Fall und blieb leider auch uns verwehrt. 

Stupa World Peace Pagode

Gläubige am Weg hoch zur Stupa

Am Rückweg bietet es sich an, einen Zwischenstopp im tibetischen Viertel zu machen, hier leben viele Tibeter, die unter größter Anstrengung über die Berge nach Nepal geflohen sind. Viele verkaufen Souvenirs und Handwerkskunst aus Tibet und sind dermaßen freundlich und herzerwärmend dass es einem schwer fällt ohne etwas zu kaufen weiter zu gehen. 


Noch einen kleinen Zwischenstopp legen wir am Wasserfall Devi ein, der mitten in der Stadt liegt. Für europäische Augen nichts Aufregendes, aber jetzt in der Monsumzeit schießt das Wasser in starkem Schwall herab und ist eine nette kleine Attraktion für die sie 30 Rupien (25 Cent) Eintritt verlangen. 


Kulinarisch hat Nepal einiges zu bieten, vor allem für Vegetarier. Nepali selbst ernähren sich hauptsächlich von Dal Bhat (Reis mit Bohnensoße und Beilagen) oder Erdäpfelgerichten, Essen in Restaurants kann sich hier fast niemand leisten. Doch hat die nepalische Küche mit Einflüssen der indischen sehr viel zu bieten: neben Dal Bhat findet man sehr oft Hummus in verschieden Variationen, kreative Salate, Momo (gefüllte Teigtaschen) und noch viele viele andere Gericht die ich leider noch nicht probieren konnte. Sehr würzig wird gekocht und scharf, jedoch deutlich weniger scharf als in Indien wurde mir gesagt. Gegessen wird hier übrigens nicht mit Besteck sondern mit den Händen, wofür am Eingang jedes Restaurants ein Waschbecken steht zum Hände waschen vor dem Essen. Für Touristen ist auf Anfrage aber immer Besteck verfügbar.

Dal Bhat

Auf den Märkten findet man viele heimische Früchte wie Litschi, Bananen, Äpfel, Orangen und Guaven. Importiert wird sehr wenig, die Nepali legen viel Wert auf Regionalität. Jedoch sollte man sich vor zu farbenfrohem Obst und Gemüse in acht nehmen. Gerne werden hier vor allem die importierten indischen Waren mit Farbstoffen und anderen Chemikalien die Lebensmittel aufgepeppt.

Die Nepali sind ein sehr freundliches Volk und aufgrund ihr Religion, dem Hinduismus, sehr anständig, denn nur mit gutem Karma (dein Handeln in diesem Leben) erhöht sich die Chance aus dem Kreislauf der Wiedergeburt aussteigen und zur Erleuchtung gelangen zu dürfen. Daher ist Nepal selbst in der Großstadt sehr sicher. Es gibt kaum Diebstähle oder Überfälle, auch als Tourist kann man mit der Kamera sichtbar ohne Probleme herum laufen. Dafür haben sie jedoch eine andere Taktik perfektioniert um Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Es wird prinzipiell einmal ein doppelt so hoher Preis verlangt als für Nepali, den man mind. um 30% herunter handeln muss. Das kann aufgrund der Häufigkeit oft schon mühsam werden, sodass man hin und wieder der Einfachheit halber doch lieber den Tour-Aufschlag bezahlt. Wobei die Preise mit Touristen-Aufschlag immer noch sehr viel günstiger sind als Vergleichbares in Österreich. Ein Dal Bhat zum Beispiel bekommt man hier in der Touristen-Gegend Lakeside um etwa 400 Rupien, das sind aktuell 3,20 Euro und man kann so oft man will Nachschlag verlangen. Für napalisische Verhältnisse ist dies schon eher höher preisig. 

Touristenviertel Thamel in Kathmandu, hier bekommt man alles was das Herz begehrt

Nepali sind zudem sehr freundlich und aufmerksam, helfen sehr gerne. Jedoch weiß man manchmal nicht so recht ob einem immer die Wahrheit gesagt wird, da sie sich sehr gerne mit Notlügen behelfen wenn sich die Antwort nicht wissen. Einheimische plaudern viel und gerne, wir werden immer wieder angesprochen und gefragt woher wir kommen und was wir hier machen. Smalltalk steht an der Tagesordnung, Stress kennt hier niemand, das bedeutet man braucht hier viel Geduld.

Auch auf der Straße braucht man Geduld. Verkehr ist vor allem in den Städten  immer und überall viel, wobei das gebräuchlichste Verkehrsmittel das Morrorrad, der Roller oder der Microbus ist. Regeln gibt es zwar, aber an die hält sich niemand. Es wird kreuz und quer und auf der Gegenfahrbahn gefahren, Fußgänger kreuzen die Straße überall, abbiegen erfordert viel Geschick um in den fließenden Verkehr einzufädeln. Das Zauberwort, damit dieses System funktioniert, heißt rücksichts- und respektvolles Miteinander. Erst nach drei Tagen habe ich mich alleine über die Straße getraut und war stolz wie ein kleines Kind! Nicole gab mir den Ratschlag "langsam bewegen, Schritt für Schritt durch den Querverkehr vortasten". Und plötzlich befinde ich mich inmitten des fließenden Verkehrs einer vierspurigen Straße mit Linksverkehr, vor und hinter mir bewegen sich Fahrzeuge auf improvisierten sechs Spuren und andere Fußgänger zwei Meter vor mir und überall wird gehupt. Was bedeutet "Achtung, ich bin neben dir" oder "Vorsicht, ich überhole jetzt". Aber es funktioniert, es ist erstaunlich! :-) 

Einkaufsstraße in Kathmandu

Nepal ist ein sehr armes Land, wohin das viele Geld das unzählige Trekkingtouristen jährlich hier lassen verschwindet ist fraglich. Viele träumen von einem besseren Leben in Australien oder Europa, immer wieder hört man Geschichten über ältere Geschwister die mit einem Europäer verheiratet sind und den Sprung aus der Armut geschafft haben.

Wir lassen uns  von der positiven Einstellung der Nepali mitreißen und genießen trotz der 27-32 Grad Celsius und knapp 80% Luftfeuchtigkeit das Leben!


Kühe und Ziegen ergänzen das tägliche Straßenbild

Gebetsfahnen und Tempel vor dem International Mountain Museum

Yak vor dem International Mountain Museum 

Entspannen im Shiva Café am Seeufer

Sonntag, 1. September 2019

Kathmandu - farbenfroh, lebendig, hinduistisch & rituell

In Kathmandu herrscht Leben, wohin man auch blickt ist Bewegung. Fußgänger, Autos, Busse und unzählige Motorradfahrer tummeln sich auf den Straßen. Es ist laut, auf den Straßen übertönen tausende Hupen jede Unterhaltung, Live-Musik ist beinahe täglich in den benachbarten Bars zu hören, Kinder toben lärmend im Schulhof, Ruhe ist hier selten zu finden. Verschiedenste Gerüche hängen in der Luft, von Staub und Abgasen auf den großen Straßen, Räucherstäbchen vor den Türen der Häuser, Essensdüfte aus den kleinen Straßenläden. Kathmandu leuchtet in den schillernsten Farben, Frauen tragen rote, orange, gelbe oder grüne Kleidung, den kleinen Götterstatuen werden orange Blüten als Opfergabe gereicht, in den Läden hängen bunte Stoffe.
Meine ersten beide Tage in Kathmandu haben viel von mir abgefordert, denn es gibt so viel zu sehen, zu riechen, kennen zu lernen. Alles, einfach alles ist hier so anders als zu Hause. 


Nicole uns Joseph zeigen mir die Altstadt von Kathmandu, rund um den Durbar Square, der zum UNESCO Weltkulturerbe zählt und auf dem der alte Königspalast steht. Will man den Platz von vorne betreten, werden Touristen zur Kasse gebeten, doch Nicole und Joseph kennt die Seitengassen der Altstadt und bringen mich gratis zu den faszinierenden Gebäuden, die vor vielen Generationen hier erbaut wurden. Viele Gebäude stützten beim großen Erdbeben 2015 ein und wurden in modernem Stil wieder aufgebaut. Auch findet man noch viele eingerüstete Gebäude die noch saniert werden.
Alter Königspalast

Tempel in der Altstadt

Besonders beeindruckend ist für mich die Religion, denn der Glaube ist immer und überall present. 80% der Bevölkerung bekennen sich zum Hinduismus, 10% zum Buddhismus. Sie beeinflusst das tägliche Leben der Nepali und ist Ursprung der traditionellen Kultur des Landes. In Kathmandu findet man an sehr vielen öffentlichen Plätzen kleine Tempel in denen Götterstatuen wohnen, an denen die Menschen ihren Göttern mit meist fünf Opfergaben huldigen: Blumen, Weihrauch, Licht, Sindur (gefärbtes Pulver) und Lebensmittel, meist gekochter Reis. In vielen Innenhöfen der alten Gebäude findet man kleiner als auch größere Tempel und sogar mehrer Götterstatuen. Tritt man durch die kleine Hoftür, herrscht plötzlich Stille und man kann die Präsenz der Götter deutlich spüren. Trotz des hektischen Lebens in der Großstadt ist die Anwesenheit der hinduistischen und buddhistischen Götter überall deutlich spürbar. Es ist Teil des Alltags hier. Die Großmutter des Besitzers unseres Apartments zündet jeden Morgen Räucherwerk an und legt es zusammen mit anderen Opfergaben auf den Zaunpfosten als Bitte an die Götter die bösen Dämonen in dieses Haus nicht einzulassen. Vor vielen der kleinen Läden in den Gassen findet man glimmende Räucherstäbchen und eine Schale mit Blüten und Farbpulver zu eben selben Zweck. 
Frauen tragen auf der Stirn einen oder zwei farbige Punkte - der obere zeigt dass diese Frau verheiratet ist und der untere als Schmuckstück oder als Huldigung der Götter, wobei die Farben auch eine Bedeutung zu haben scheinen.

Tempel in einem Innenhof


Tempel in einem Innenhof

Am Abend durfte ich an einer wunderbaren Zeremonie teilnehmen. Nicole und ich fuhren mit dem Motorrad in den Stadtteil Pashupatinath, einem hinduistischen Heiligtum. Den Tempel dürfen wir nicht betreten, doch die umliegenden Bereiche sind auch für Touristen zugänglich. Wieder will man Eintritt an der Vorderseite von uns verlangen,  doch kennt Nicole auch hier die Seitengassen um ohne touristische Abzocke eintreten zu können. Nicole hat mir erzählt dass hier rituelle Bestattungen stattfinden, doch was sich mir schlussendlich dargeboten hat hätte ich niemals erwartet und hat mich tief beeindruckt. Der wichtigste Grundsatz im Hinduismus ist der Kreislauf des Lebens und die Wiedergeburt nach dem Tod. Das höchste Streben eines Gläubigen besteht darin, aus diesem ewigen Kreislauf auszubrechen und die Erleuchtung zu erlangen. Dazu wird viel Augenmerk auf das Karma des Menschen gelegt, also seine Taten in diesem Leben. Das erklärt wohl auch die Freundlichkeit der Nepalesen, deren Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit.

Wir finden einen Sitzplatz auf den Steinstufen am Ufer des Flusses Bagmati und finden uns direkt hinter den drei Zeremonienmeistern wieder. Hunderte Menschen wohnen dem öffentlichen Bestattungsritual tagtäglich bei. Die Vorbereitungen beginnen und plötzlich setzt traditionelle Musik ein, gespielt von vier Musikern direkt neben uns. Die drei Zeremonienmeister waschen sich Hände und Gesicht, heben Räucherstäbchen an und beginnen das Ritual zur Musik. Ihre Bewegungen richten sich in alle vier Himmelsrichtungen, bevor der nächste Durchgang mit einer kleinen Feuerschale beginnt. Die Menschen auf den Steinstufen klatschen leise in die Hände. Die Zeremonienmeister wechseln die rituellen Gegenstände und beginnen ihre Kreise erneut zu ziehen mit immer größer werdenden Flammen. Blumen, Sindur (das gefärbte Pulver), Weihrauch und Reis spielen eine bedeutende Rolle und werden stets in das Ritual eingebunden. Mit jedem Zyklus steigt die Stimmung der Menge, Menschen beginnen zu tanzen, das Klatschen wird lauter, man spürt deutlich die Energie die hier freigesetzt wird. Der Seele des Verstorben wird geholfen sich zu lösen  und begleitet um in den Kreislauf der Wiedergeburt eintreten zu können. Der Tod ist kein Anlass zum Trauern, die Hindus begrüßen ihn als Teil des Lebens. Am Ende werden uns orange Blütenblätter gegeben, die wir  mit einem kleinen Gebet in den Fluss streuen. Nun wird der verstorbene, leere Körper öffentlich verbrannt und die Asche dem Fluss übergeben.

Nur wenn man Altes loslässt, kann etwas Neues beginnen. Ich wurde mitgerissen von der befreienden Stimmung, durfte die Freude spüren mit der die Seele vom Alten ins Neue begleitet wurde. Da war keine Trauer, da war Dankbarkeit zu fühlen. Das war ein so wunderbares Gefühl dass ich das im Herzen gerne mitnehmen möchte und in meinen Alltag einbauen. Dankbar zu sein für all jenes das vergangen ist, all jene Erfahrungen die man machen durfte und sie mit einem guten Gefühl ziehen zu lassen. Nicht trauern, sondern das Vergangene loslassen und das Neue mit offenen Armen begrüßen.





Samstag, 31. August 2019

Der Freigeist ist wieder auf Reisen - Nepal

Heute habe mich aus einer Intuition heraus dazu entschlossen, diesen Blog wieder zu öffnen und einen neuen Beitrag zu schreiben. Denn es gibt Neues zu erzählen, Neues aus dem Leben, Neues aus der Welt.

Ein Freigeist auf Reisen, mit diesem Beinamen habe ich mich vor fünf Jahren identifiziert und fühle mich auch heute noch damit verbunden. Dieser stete Drang in die Welt hinaus zu gehen und die Menschen und deren Kultur die meist so anders ist als die meine kennen zu lernen, lässt mich nicht los. Er schlummert stets verborgen in meinem Inneren und bricht von Zeit zu Zeit hervor. So auch diesmal wieder und der Ruf kommt aus Nepal.

Seit ich meinen Mann vor fünf Jahren kennen lernte, haben wir viele kleinere Reisen gemeinsam unternommen bis zum letzten Jahr, wo der Ruf nach etwas Bedeutenderem laut wurde und wir 8,5 Monate mit dem Rucksack quer durch Südamerika unterwegs waren. Unsere Geschichten darüber haben wir in einem eigenen Blog festgehalten (http://withoutascript2018.blogspot.com/).

Doch nun ziehe ich noch einmal alleine los, und die Aufregung und Freude sind unbeschreiblich groß!! Es sind nur zwei Wochen geplant, dennoch werden die Eindrücke atemberaubend sein. Ist es doch meine erste Reise nach Asien, in ein Land so anders als alles was ich bis dato in meinem Leben erleben durfte. Die Vorfreude ist groß!

Nun bin ich schon seit den frühen Morgenstunden unterwegs, 12 Stunden Reisezeit von Wien nach Nepal mit Zwischenstopp in Qatar. Der Hinflug war sehr angenehm mit Qatar Airways, einer Fluglinie welche trotz günstiger Preise (650 Euro für Hin- & Rückflug) noch sehr guten Service bietet. Beinfreiheit in den Sitzreihen, bequeme Polsterung, sehr gute Verpflegung, aufmerksames Personal und vom Boarding bis zum Abschied perfekt durch organisiert.


Eine kleine Anekdote von heute bei der Sicherheitskontrolle in Wien: nachdem ich den Anschlusszug in Wien Richtung Flughafen verpasst hatte, war ich "nur" 1 3/4 Stunden vor Abflug am Flughafen. Normalerweise definitiv ausreichend. Nervös wurde ich erst, als das Boarding mit 1,5 Stunden vor Abflug angeschrieben war. Das war neu für mich. Also beeil ich mich bei der Gepäckaufgabe um die Sicherheitskontrolle zu passieren und hoffentlich danach noch in Ruhe mein vorbereitetes Porridge frühstücken zu können. Das war dem Beamten nicht ganz recht, mit meinem breeigen Haferbrei lässt er mich nicht passieren. Aber ich darf ihn auf meinen Vorschlag hin noch hinter den Beamten sitzend und unter seiner Aufsicht aufessen und muss ihm den leeren Becher zeigen. Scheinbar hab ich mit meinem eigentlich sehr simplen Porridge ziemlich verdächtig ausgesehen, weil er hat es für notwendig gehalten auch gleich noch einen Sprengstofftest mit meinen Sachen durchzuführen. Endlich darf ich passieren und nur um festzustellen, dass das Boarding schlussendlich erst 20 Minuten vor Abflug begonnen hat.

Das lehrt mich wieder: wer seinen eigenen Weg gehen und seinen persönlichen Bedürfnissen folgen will, stößt immer wieder auf Widerstand. Das ist wohl der Preis für das Ausleben meiner Individualität, das nun zu meinem Leben dazu gehört und man es mit einem Lächeln im Gesicht hinnehmen darf :-)

Selbiger Edelstahl-Klapplöffel den ich für mein Frühstück mit im Handgepäck hatte, hat übrigens bei den Sicherheitsbeamten in Qatar wieder für Misstrauen gesorgt und noch einmal wurde mein Rucksack bis ins Detail geprüft ;-)

Jetzt erwartet mich meine Freundin Nicole am Flughafen von Kathmandu. Sie lebt seit einem Jahr hier und ist der Grund für meine Reise. Die Freude über das Wiedersehen ist groß! Morgen beginnt die gemeinsame Erkundungstour durch Kathmandu und Nepal.


Freitag, 20. März 2015

Eine Reise nimmt ihr Ende

Vor über einem Jahr habe ich begonnen in diesem Blog meine Erlebnisse festzuhalten. "Ein Freigeist auf Reisen" ist die perfekte Beschreibung für mich, fanden meine zwei besten Freundinnen. Und wie recht sie damit hatten, denn seit Beginn habe ich mich damit identifiziert. Ein Freigeist werde ich wohl immer sein, denn ich finde gefallen an allem was "anders" ist, werde immer gegen den Strom schwimmen und meinen eigenen Weg gehen, auch wenn er noch so kompliziert ist. Das ist mein Schicksal, meine Aufgabe hier in diesem Leben. Doch meine Reise neigt sich dem Ende zu, der Freigeist kommt an. Lange war ich auf der Suche, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Warum muss in meinem Dasein alles so fürchterlich kompliziert sein, warum habe ich den inneren Drang immer alles anders machen zu wollen, gegen den Strom zu schwimmen, wenn es dich anders viel einfacher wäre?! 

Auf dieser Reise fand der Freigeist seine Antwort. Schon sechs Jahre zuvor hegte ich den Wunsch einer Reise nach Südamerika, doch das Schicksal ließ mich bis zum vorigen Jahr warten, warten auf den richtigen Moment, warten bis ich bereit war Antworten finden zu wollen. Mit viel Neugier, Motivation und reiselustig, aber auch mit großer Nervosität und Aufregung trat ich meine Reise schließlich an. Sie sollte nur zwei Monate dauern um danach wieder in mein "normales" Leben zurück zu kehren. Doch schon in den ersten Tagen fühlte ich, dass diese Reise mehr ist, mein Leben verändern wird, dass es nicht einfach nur Urlaub ist. Und mein Gefühl hat mich nicht getäuscht. Nicht nur mich selbst fand ich auf dieser Reise, auch Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens und noch viel mehr. Denn ich traf auf den Menschen der mich vervollständigt, dessen Seele die meine ihr ganzes Leben suchte. Es ist viel mehr als einfach nur Liebe. Ich musste gegen den Strom schwimmen, gegen vieles ankämpfen, doch ich habe damit  sehr, sehr viel gewonnen. Nun kämpfen wir gemeinsam, schwimmen Seite an Seite gegen den Strom der Normalität. Was ist schon normal? Wer definiert normal? Wir selbst legen fest was für uns "normal" ist, jeder für sich. Für uns ist es nun normal, mit zwei Kulturen zu leben, die sehr viele Unterschiede einherbringen, tagtäglich erneut sich damit auseinanderzusetzen, zwei Familien in zwei so weit entfernten Ländern zu haben, sie zu vermissen, und sich in Sprachen zu unterhalten die nicht unsere Muttersprache sind und viele Missverständnisse mit sich bringen. Wir haben für uns definiert, dass dies für uns nun normal ist. Denn bringt es auch sehr viel Schönes mit sich: zwei Kulturen, aus denen man sehr viel lernen kann, die einem vieles schenken, zwei Familien, die einen lieben und auch aus der Ferne stets unterstützen, zwei Sprachen, die einem wunderbare Möglichkeiten eröffnen und zwei Länder in denen man stets willkommen ist. Ja, der Anfang ist fürchterlich schwer und ich weiß nicht wie lange dieser noch dauern wird. Doch ich fühle, dass wir nachdem wir diese Hürde genommen haben, ein unglaublich bereichertes und ausgefülltes Leben führen werden. 

Der Freigeist ist angekommen, hat seine Suche beendet und startet nun in einen neuen Abschnitt seines Lebens. Niemals werden wir aufhören zu suchen, doch die Ziele verändern sich, die Motive und Erkenntnisse. Denn dies ist unser Schicksal, stets zu lernen aus dem was uns dieses Leben bietet.

Der Freigeist verabschiedet sich nun von diesem Blog, er hat gefunden was er gesucht hat. Stets ein Freigeist bleibend macht er sich nun auf in neue Abenteuer.

Ich danke allen die mich in dieser Zeit begleitet haben, meinen Blog verfolgt haben, mich mit Kommentaren im Blog, Emails, whatsapp, Facebook und mental ermutigt und unterstützt haben. Ich freue mich erfüllt und motiviert zurück zu kommen, begleitet vom wertvollsten Menschen an meiner Seite, und ich freue mich noch mehr euch alle wiederzusehen!!

Abschließend schenke ich euch noch ein paar Bilder vom letzten Stopp unserer Reise in den Norden. Wir genießen die Sonne, den Strand und das Essen und erholen uns gut!

Alles Liebe und vielen Dank,
euer Freigeist Michi




Dienstag, 3. März 2015

Chiloé - Mystik & Tradition

Chiloé ist Insel, ist Mystik, ist Kultur, ist Tradition.

Vor 12 Tagen sind wir aufgebrochen aus der Stadt und angekommen auf der Insel. Eine Insel die sich rühmt mit mystischen Geschichten, viel Kultur und alten Gebräuchen, die auch heutzutage noch großteils gelebt werden. Ein wenig abgeschieden vom Festland entwickelt sich hier alles etwas langsamer. Und das ist auch gut so.
Aus dem Alltagsstress raus der Stadt und rauf auf die ruhige Insel; das bedeutete für mich anfangs wieder einen Kulturschock. Alejandro erzählt mir seit wir uns kennen die tollsten und aufregendsten Geschichten die er hier immer wieder erlebt hat, von der Mystik der Insel und den Energien die hier so stark zu spüren sind, von den Kräuterheilern und Naturgeistern. Ich war neugierig das alles selbst zu erleben, seine Geschichten nachzuempfinden und die Mystik zu fühlen. Doch anfangs konnte ich das nicht. Gestresst, den Kopf voll und zu verschlossen um zu fühlen. Ich sah die alten Häuser traditionell mit Holz vertäfelt, die kleinen Dörfer nur mit Schotterwegen, einer Kirche und kleinem Geschäft, die unendlichen Landschaften, Wälder und die Weiten des Meeres - doch nur mit meinem Auge, nicht mit meiner Seele. 
Erst nachdem ich die Verpflichtungen beiseite schob, meinen Kopf leerte, mich öffnete und durch meine Seele blickte konnte ich all die Mystik spüren. Die althergebrachten Traditionen, die noch heute gelebt werden. Die Menschen nützen die Ressourcen der Insel, leben von dem was sie spendet; stellen Apfelsaft und -most her, in jedem Laden gibt es zurzeit Apfelkuchen, Apfel-Empanadas, Zwetschkenkuchen und -marmelade; ein Hauptprodukt der Insel sind Kartoffeln, so gibt es hauptsächlich auch Speisen auf der Basis von Kartoffeln; das Meer bietet eine Vielfalt von Fisch, Muscheln, Seeigeln und anderem Meeresgetier, was mit Genuss verspeist wird. Die Natur ist sehr wenig berührt, sehr natürlich und ursprünglich. Durch den Wald spazierend kann man die Waldfeen wahrnehmen, am Rande des Meeres stehend die Wassergeister und über der gesamten Insel hängt eine Art mystischer Energie. Und öffnet man sich nur genug kann man sie spüren, mit jedem Atemzug. Jetzt verstehe ich wovon mir Alejandro immerzu erzählte, jetzt kann ich es fühlen.


Es war eine wunderbare Zeit auf der Insel, sie hat mir geholfen mich wieder aus dem Alltag auszuklinken und zu öffnen, zu spüren und zu leben! Ich habe für mich gelernt, Erfahrungen gesammelt und den Urlaub sehr genossen. Nun ist es an der Zeit weiter zu ziehen, weiter in den Norden. Es fällt mir schwer diese ursprüngliche Insel mit all ihrem Charme, Vielfalt, Tradition und der Mystik zu verlassen... Doch wie immer im Leben müssen wir stets vorwärts gehen, uns dem stellen was kommen mag und uns daraus weiterentwickeln. 

Und wer weiß.... Vielleicht kommen wir eines Tages zurück...










Donnerstag, 19. Februar 2015

Auf in den Norden

Die Sonne scheint mir wärmend ins Gesicht, die Landschaft hügelig und wunderbar grün. Draußen hat es bloß 5 Grad um 9 Uhr morgens, doch wir sitzen im Inneren des wohlig warmen Buses. Gestern um 9 Uhr morgens sind wir aufgebrochen von unserer Heimat Punta Arenas, der südlichsten Stadt Chiles, auf in Richtung Norden. Unser erster Zwischenstopp heißt Chiloe, eine noch naturbelassene Insel ungefähr in der Mitte zwischen Punta Arenas und Santiago. Was mich dort erwartet weiß ich noch nicht so genau, doch ich bin schon sehr neugierig. Alejandro erzählt mir die tollsten Geschichten aus seiner Jugendzeit in Chiloe, von Abenteuern in den Wäldern, vom Füttern der Tiere auf den Farmen, von langen Spaziergängen in der Natur und von den vielen Freunden auf deren Wiedersehen er sich schon wahnsinnig freut. Ich lass mich treiben und werde einfach nur genießen. Wir fahren Richtung Sommer, schon jetzt auf halbem Weg ist die Temperatur um 5-8 Grad auf 20 Grad gestiegen, der patagonische Wind hat uns verlassen und uns erwarten herrlich warme Tage auf der Insel.

Halbzeit. Es ist 9 Uhr morgens des nächsten Tages und wir sitzen nun seit 24 Stunden im Bus. Es ist wie im Flieger auf einer Langstrecke, es wird eine Jause serviert, Kinofilme gezeigt und genauso ungemütlich um zu schlafen in der Nacht, auch wenn die Sitze ein wenig gemütlicher und größer sind hier. Der Vorteil des Buses ist, dass er zu mittags und abends an einem Restaurant hält und man sich bei der Gelegenheit ein wenig die Beine vertreten kann. Nichts desto trotz anstrengend. 

Was ich in den letzten 24 Stunden gemacht habe....? Punta Arenas mit Trauer hinterher gewinkt, kilometerlange Pampas durch das Fenster an mir vorbeiziehen gesehen, mich gewundert über die Formalitäten beim Grenzübertritt nach Argentinien, zwei Kinofilme geschaut, einen Schal zu zwei Drittel fertig gehäkelt, einen wunderschönen Sonnenuntergang bewundert, knappe sieben Stunden geschlafen mit einem Aufwachrhythmus von etwa jeder Stunde, weil mir jeder Körperteil schmerzte, den sternenklaren Nachthimmel über der Pampas bestaunt, sogar bis zur Milchstraße, von den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages geweckt worden und festgestellt dass sich die Landschaft von der Pampas weg hin zu einer schönen grünen hügeligen Umgebung mit Bergen im Hintergrund geändert hat. 


Uns fehlen noch etwa 8-10 Stunden Busfahrt ans Ziel, doch den mühsamsten Teil durch die ewig lange Pampas haben wir nun hinter uns. Nun erwartet uns die wunderbare Landschaft im Seengebiet rund um Bariloche, der Grenzübertritt zurück nach Chile und eine Fahrt mit der Fähre auf die Insel Chiloe. 
Eine lange Reise, aber ich freue mich sie gemacht zu haben, denn es erwarten mich am Ende neue Abenteuer!



Nachtrag: was mich danach wirklich noch erwartete: nicht 8-10 Stunden Busfahrt, nein, es waren noch 14 Stunden Reisezeit, eine Wartezeit von 2 Stunden am Grenzübertritt zu Chile, die wunderbare Seenlandschaft rund um Bariloche, mir endlos vorkommende Zwischenstopps in Osorno, Puerto Montt um Reisende zu- und aussteigen zu lassen und schließlich die Fahrt auf der Fähre zur Insel. 

Endlich angekommen, erschöpft aber glücklich!


Freitag, 13. Februar 2015

Aufbruch...

... in ein neues Kapitel des Lebens.

Heute vor genau einem Jahr sagte ich "auf Wiedersehen". Auf Wiedersehen zu dem Menschen den ich in so kurzer Zeit schätzen und lieben gelernt habe, den ich jetzt auch meinen Mann nennen darf. Das Leben birgt ständig Überraschungen, weist einem stets auf neue Wege und wenn man nur mutig genug ist sie auch zu gehen, erwartet einen ein unglaublich schönes Erlebnis.

Nach neun Monaten im Süden von Chile, in der kleinen Stadt Punta Arenas an der Magellanstraße, haben wir beschlossen nun gemeinsam aufzubrechen. Aufzubrechen in das nächste Abenteuer des Lebens, diesmal Seite an Seite und Hand in Hand mit meinem Liebsten. Das neue Kapitel heißt Österreich... Vor allem für Alejandro ein großer Schritt, denn wird es sein erster in Europa sein. Doch wir freuen uns, sind aufgeregt und auch zugleich ein bisschen traurig, denn bedeutet es auch sich von hier zu verabschieden. Abschied nehmen von der Familie, Freunden, unserem Heim, das wir uns in dieser Zeit aufgebaut haben und auch unserer Arbeit. Am Dienstag ist es soweit, am Morgen startet der Bus Richtung Chiloe, 31 Stunden Fahrzeit Richtung Norden. Im Haus wütet das Chaos, die Kisten stapeln sich und die Koffer sind halb gepackt. Aufregung. Spannung. Emotion. Freude. Trauer. Ein Gemisch von Gefühlen. Von einigen schon haben wir uns verabschiedet, einige folgen in den nächsten Tagen. Wir fühlen die Trauer der Menschen die wir verlassen, doch auch das viele Glück das sie uns mit auf den Weg geben. Wehmut und Freude gehen in diesen Tagen stets Hand in Hand mit uns.

Nun folgt die Zeit des Reisens, vieler Besuche am Weg in den Norden. In vielen Städten und Dörfern erwartet man uns bereits, Familie und Freunde in ganz Chile. Wir freuen uns darauf hier noch ein wenig Zeit ohne Stress zu verbringen, uns zu erholen und Energie zu tanken bevor die große Reise über den Atlantik beginnt...