Eine Woche bin ich nun schon In Nepal unterwegs. In dieser Zeit durfte ich schon sehr viel sehen, tiefe Einblicke in das Leben der Menschen hier gewinnen und die wunderschöne Landschaft genießen.
Am Phewa-See
Nepal ist bekannt für seine hohen Berge im Himalaya, einige der 8.000er wie der Mt. Everest oder Anna Purna stehen hier. Bergsteiger strömen zur Hauptsaison ab Oktober in Massen nach Nepal, vor allem in jene Städte welche als Ausgangspunkt für mehrtägige oder mehrwöchentliche Trekkingtouren fungieren, wie z.B. Pokhara, wo auch wir uns momentan aufhalten.
Blick auf Pokhara von der Stupa World Peace Pagode
Uns zieht es diesmal nicht in die Berge, wir wollen Phokara und die Umgebung erkunden. Schon die Anreise war abenteuerlich im Bus, der uns in 7 Stunden von Kathmandu nach Pokhara brachte. Wir hatten Glück und stiegen in einen Touristbus der um 7 Uhr früh noch recht leer war und ergatterten die erste Sitzreihe mit unerwartet bequemen Sitzen. Der Name Touristbus sagt nicht viel aus, wir waren die einzigen Touristen unter vielen Nepali. Er ist lediglich ein bisschen bequemer und vielleicht nicht ganz so voll wie die Microbuses. Der Preis um 400-500 Rupien (3,20-4,00 Euro) ist auch derselbe. Alternativ könnte man auch mit dem Flugzeug in circa 1,5 Stunden anreisen, doch das um stolze 150 Dollar. Die Busse machen ein bis zwei ca. 15 minütige Stopps bei WCs bzw kleinen Imbissen. Wer empfindliche Ohren hat, sollte sich besser Ohrenstöpsel einpacken, denn man wird lautstark mit nepalesischer Musik aus den Boxen beschallt.
Auch wenn jetzt Anfang September Nebensaison ist, ist hier im Stadtteil Lakeside alles für den Touristenansturm bereit. Cafés, Restaurants, Shops für Trekkingausrüstung und Tourenanbieter reihen sich nebeneinander. Hier versucht man dem Touristen auch etwas zu bieten, die Straßen sind besser und sauberer, die Shops gepflegter und die Restaurants hygienischer.
Ganz anders sieht es in jenen Stadtvierteln aus in denen sich hauptsächlich Einheimische tummeln. Müll auf den Straßen, Essen über die Gasse in unhygischen Küchen produziert, staubige Ware in den Geschäften. Nepal ist ein Dritte-Welt-Land, es fehlt an Hygiene, Stromversorgung und Trinkwasser aus der Leitung. Free WiFi wird den Touristen überall angeboten, fällt aber im Stunden-Takt wegen Stromausfall aus. Zur Monsumzeit sind viele Dörfer nicht erreichbar weil die Straßen in den Bergen wegbrechen. Auf den asphaltierten Straßen in den Städten kann bei Starkregen soviel Wasser stehen, dass sich Leute im Kajak fortbewegen. Ich durfte das zum Glück nicht erleben, da Ende August die Monsumzeit schon abklingt und nur mehr abends oder nachts Regen fällt.
Die Straße gleicht bei Regen einem Fluß, knöcheltief watet man durch das Wasser.
Wir leihen uns ein Moped um 800 Rupien pro Tag (6,40 Euro) und düsen damit etwa 20 Minuten auf den naheliegenden Hügel, auf dem der japanische buddhistische Tempel World Peace Pagode steht und weithin sichtbar in strahlendem Weiß erstrahlt. Die Ruhe hier oben, nachdem wir noch gefühlte 200 Stufen bergauf gegangen sind, ist himmlisch und wir genießen nach einem Rundgang um den Tempel den wunderbaren Ausblick auf den Phewa-See und Pokhara. Bei klarer Sicht kann man angeblich bis zum Anna Purna Massiv und die Himalaya Bergkette sehen, doch ist dies Ende August/Anfang September sehr selten der Fall und blieb leider auch uns verwehrt.
Stupa World Peace Pagode
Gläubige am Weg hoch zur Stupa
Am Rückweg bietet es sich an, einen Zwischenstopp im tibetischen Viertel zu machen, hier leben viele Tibeter, die unter größter Anstrengung über die Berge nach Nepal geflohen sind. Viele verkaufen Souvenirs und Handwerkskunst aus Tibet und sind dermaßen freundlich und herzerwärmend dass es einem schwer fällt ohne etwas zu kaufen weiter zu gehen.
Noch einen kleinen Zwischenstopp legen wir am Wasserfall Devi ein, der mitten in der Stadt liegt. Für europäische Augen nichts Aufregendes, aber jetzt in der Monsumzeit schießt das Wasser in starkem Schwall herab und ist eine nette kleine Attraktion für die sie 30 Rupien (25 Cent) Eintritt verlangen.
Kulinarisch hat Nepal einiges zu bieten, vor allem für Vegetarier. Nepali selbst ernähren sich hauptsächlich von Dal Bhat (Reis mit Bohnensoße und Beilagen) oder Erdäpfelgerichten, Essen in Restaurants kann sich hier fast niemand leisten. Doch hat die nepalische Küche mit Einflüssen der indischen sehr viel zu bieten: neben Dal Bhat findet man sehr oft Hummus in verschieden Variationen, kreative Salate, Momo (gefüllte Teigtaschen) und noch viele viele andere Gericht die ich leider noch nicht probieren konnte. Sehr würzig wird gekocht und scharf, jedoch deutlich weniger scharf als in Indien wurde mir gesagt. Gegessen wird hier übrigens nicht mit Besteck sondern mit den Händen, wofür am Eingang jedes Restaurants ein Waschbecken steht zum Hände waschen vor dem Essen. Für Touristen ist auf Anfrage aber immer Besteck verfügbar.
Dal Bhat
Auf den Märkten findet man viele heimische Früchte wie Litschi, Bananen, Äpfel, Orangen und Guaven. Importiert wird sehr wenig, die Nepali legen viel Wert auf Regionalität. Jedoch sollte man sich vor zu farbenfrohem Obst und Gemüse in acht nehmen. Gerne werden hier vor allem die importierten indischen Waren mit Farbstoffen und anderen Chemikalien die Lebensmittel aufgepeppt.
Die Nepali sind ein sehr freundliches Volk und aufgrund ihr Religion, dem Hinduismus, sehr anständig, denn nur mit gutem Karma (dein Handeln in diesem Leben) erhöht sich die Chance aus dem Kreislauf der Wiedergeburt aussteigen und zur Erleuchtung gelangen zu dürfen. Daher ist Nepal selbst in der Großstadt sehr sicher. Es gibt kaum Diebstähle oder Überfälle, auch als Tourist kann man mit der Kamera sichtbar ohne Probleme herum laufen. Dafür haben sie jedoch eine andere Taktik perfektioniert um Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Es wird prinzipiell einmal ein doppelt so hoher Preis verlangt als für Nepali, den man mind. um 30% herunter handeln muss. Das kann aufgrund der Häufigkeit oft schon mühsam werden, sodass man hin und wieder der Einfachheit halber doch lieber den Tour-Aufschlag bezahlt. Wobei die Preise mit Touristen-Aufschlag immer noch sehr viel günstiger sind als Vergleichbares in Österreich. Ein Dal Bhat zum Beispiel bekommt man hier in der Touristen-Gegend Lakeside um etwa 400 Rupien, das sind aktuell 3,20 Euro und man kann so oft man will Nachschlag verlangen. Für napalisische Verhältnisse ist dies schon eher höher preisig.
Touristenviertel Thamel in Kathmandu, hier bekommt man alles was das Herz begehrt
Nepali sind zudem sehr freundlich und aufmerksam, helfen sehr gerne. Jedoch weiß man manchmal nicht so recht ob einem immer die Wahrheit gesagt wird, da sie sich sehr gerne mit Notlügen behelfen wenn sich die Antwort nicht wissen. Einheimische plaudern viel und gerne, wir werden immer wieder angesprochen und gefragt woher wir kommen und was wir hier machen. Smalltalk steht an der Tagesordnung, Stress kennt hier niemand, das bedeutet man braucht hier viel Geduld.
Auch auf der Straße braucht man Geduld. Verkehr ist vor allem in den Städten immer und überall viel, wobei das gebräuchlichste Verkehrsmittel das Morrorrad, der Roller oder der Microbus ist. Regeln gibt es zwar, aber an die hält sich niemand. Es wird kreuz und quer und auf der Gegenfahrbahn gefahren, Fußgänger kreuzen die Straße überall, abbiegen erfordert viel Geschick um in den fließenden Verkehr einzufädeln. Das Zauberwort, damit dieses System funktioniert, heißt rücksichts- und respektvolles Miteinander. Erst nach drei Tagen habe ich mich alleine über die Straße getraut und war stolz wie ein kleines Kind! Nicole gab mir den Ratschlag "langsam bewegen, Schritt für Schritt durch den Querverkehr vortasten". Und plötzlich befinde ich mich inmitten des fließenden Verkehrs einer vierspurigen Straße mit Linksverkehr, vor und hinter mir bewegen sich Fahrzeuge auf improvisierten sechs Spuren und andere Fußgänger zwei Meter vor mir und überall wird gehupt. Was bedeutet "Achtung, ich bin neben dir" oder "Vorsicht, ich überhole jetzt". Aber es funktioniert, es ist erstaunlich! :-)
Einkaufsstraße in Kathmandu
Nepal ist ein sehr armes Land, wohin das viele Geld das unzählige Trekkingtouristen jährlich hier lassen verschwindet ist fraglich. Viele träumen von einem besseren Leben in Australien oder Europa, immer wieder hört man Geschichten über ältere Geschwister die mit einem Europäer verheiratet sind und den Sprung aus der Armut geschafft haben.
Wir lassen uns von der positiven Einstellung der Nepali mitreißen und genießen trotz der 27-32 Grad Celsius und knapp 80% Luftfeuchtigkeit das Leben!
Kühe und Ziegen ergänzen das tägliche Straßenbild
Gebetsfahnen und Tempel vor dem International Mountain Museum
Yak vor dem International Mountain Museum
Entspannen im Shiva Café am Seeufer