Stürmisch ging es her am Freitag in Punta Arenas. Aber nicht wie man denkt, mhhh... Jetzt bricht die leckere Sturmzeit im Herbst an. Nein, die Sturmtage beziehen sich tatsächlich auf das Wetter.
Ob diese Turbulenzen am Freitag noch unter "typische patagonische Winde" fallen, wage ich nur sehr schwer zu vermuten. Am Morgen noch fiel leise rieselnd der Schnee und Stunde für Stunde legte der Wind zu. Die Fensterscheiben zittern und scheppern, Stromkabel und andere Dinge poltern am Dach, der Wind pfeift unaufhaltsam durch die ohnehin schon nicht sehr dichten Fenster- und Türschlitze, im Kamin hört man den Dreck herabrieseln. Ich sitze mitten im Raum und lasse mich von den Naturgewalten einfach nur beeindrucken. Mit Respekt und auch mit etwas Angst. Die Natur versucht mich einzufangen, peitscht an die Wände und auf das Dach, steht kurz davor mit 75 km/h sich einen Weg durch die losen Scheiben und schlecht verschlossenen Türen zu bahnen. Mit aller Gewalt bringt sie in den Spitzen sogar 136 km/h auf. Doch das Haus hält stand, selbst die gesprungene Fensterscheibe, die ich ständig knacken höre. Ich vertraue und beginne das Mittagessen zu kochen. Den Gasherd angeheizt, das Küchenlicht eingeschalten. Beginne das Gemüse zu schneiden, Wasser am Herd aufzuheizen. Wusch... Wieder eine Windböe und die kleine Flamme im Herd geht aus. Ich lass mich nicht entmutigen, ist doch nur der Wind. Wusch... Wieder eine Böe und das Deckenlicht flackert. Wusch.... Wusch.... Und immer wieder flackert das Licht. Ich fühl mich als Hauptdarsteller in einem Horrorfilm... Lautes Gepolter, unheimliche Luftströme und flackerndes Licht... Was passiert wohl als nächstes...?! Wusch... Und das Licht flackert abermals, diesmal aber erlischt es ganz. Stromausfall. Oder doch ein Horrorfilm? Ich koche unbeirrt weiter, der Gasherd funktioniert ja noch. Das Tageslicht erhellt den Raum. Vor dem Haus hat sich der Schnee mittlerweile in Regen verwandelt und es sieht aus als würde der Niederschlag ganz nachlassen.
Die Zeit vergeht, draußen wird es immer dunkler. Immer noch kein Strom. Es wird ruhiger draußen, der Wind verliert an Mächtigkeit.
Ohne Strom, ohne Zentralheizung, ohne Warmwasser, eine ungewöhnliche Stille herrscht im Haus. Die einzige Wärmequelle ist nun der Herd in der Küche, in den anderen Räumen schleicht sich Stunde um Stunde mehr Kälte ein. Was soll ich nun tun? Ohne Elektrizität kein Fernseher, kein Radio, kein Computer. In der Küche mache ich ein paar Kerzen ausfindig, im Kasten eine Taschenlampe und einige Decken. Etwas unheimlich diese ungewohnte Stille die mich schon seit Stunden umgibt. Ich mache es mir mit drei Decken auf der Couch gemütlich und lese im Kerzenschein ein Buch. Zwischendurch wandert mein Blick immer wieder zum Fenster, in den schwarzen Abend hinaus, das gesamte Viertel liegt im Dunkel. Unheimlich.
Später, abends, verlegen wir unsere Schlafstätte in die Küche. Ein kleines Schlafsofa ist schnell ausgebreitet, einige Decken bereit gelegt und der Ofen auf eine angenehme kleine Flamme eingestellt. Nach einigem Hin und Her schlafen wir schließlich dicht beieinander vor dem wärmenden Ofen ein. Eine unruhige Nacht. Plötzlich ein Knacken zu unseren Füßen. Der Herd? Ist etwas passiert? Uff, nein, die Therme ist angesprungen! Es gibt wieder Strom! Die Zentralheizung arbeitet wieder , wir stellen den Ofen ab und am Horizont dämmert auch langsam schon die Sonne herauf. Was für ein Tag!
Es ist eine sehr interessante Erfahrung mal einen Tag ohne Strom zu verbringen. Erst dann merkt man wie abhängig wir eigentlich von der Elektrizität sind. Fast nichts funktioniert mehr manuell. Eigentlich schade, denn genauer betrachtet war es sehr nett mal ohne Hightech-Geräte auszukommen. Man beschäftigt sich dadurch wieder ein bisschen mehr mit sich selbst und seinen Menschen im Umfeld. Fähigkeiten die wir Menschen nach und nach durch zuviel Technik verlieren...
Mit lieben Grüßen aus dem 17. oder 18. Jahrhundert :-)
Michi
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