Freitag, 16. Januar 2015

Die verrückte Reise der Familie S.

Die Idee war einfach. Eine Reise an den letzten Zipfel der Erde im Süden Chiles. Zum Entspannen, Städte besichtigen, durch den Nationalpark spazieren und um persönlich zu erfahren wie die Tochter hier mit ihrem chilenischen Freund lebt. So die Idee... Rückblickend betrachtet kam alles etwas anders... Aber nicht minder schön. 

Wir verbrachten drei unglaublich tolle Wochen zusammen. Die ersten 14 Tage waren etwas zu vollgepackt mit Familienfeiern. Jeder wollte die Familie S. kennen lernen und zu sich nach Hause einladen, dann gab es Alejandro's Geburtstag zu feiern und schließlich stand schon Weihnachten vor der Tür. Es war die Zeit des gegenseitigen Kennenlernens. 

Danach folgten Momente der Entspannung. Ein dreitägiger Ausflug in den Nationalpark Torres del Paine läutete diese Zeit ein. Mit dem geländegängigen Mietauto machten wir uns auf den Weg und schon auf der Anfahrt kam der erste Highlight... Oder genauer gesagt die ersten hunderttausend kleinen grauweißen Highlights... Mitten auf der (weit und breit einzigen) "Bundes"straße fanden wir uns plötzlich von einer riesigen Schafherde umzingelt. Das war ein Abenteuer! Die drei Gauchos auf ihren Pferden versuchten stets ihre Schäflein auf dem breiten Seitenstreifen zu halten, doch immer wieder brach eines aus und die Massen folgten... Ein spannendes Erlebnis! :-)
 
Den Park erkundeten wir bei strahlendem Sonnenschein, der typische patagonische Wind schien zu schlafen und wir genossen die wunderschöne Landschaft mit jedem Atemzug!


Am nächsten Tag erwartete uns eine Schiffsfahrt zum Nationalpark Bernado O'Higgins um an den Ufern der Gletscherzunge des größten Gletschergebiets Chiles zu spazieren. Ein Ausflug mit wunderschönen Landschaften, herrlichen Eindrücken und sehr sehenswert.

 

Am letzten Tag des Jahres gab es schließlich noch etwas ganz Besonderes zu feiern :-) ... aber dies ist eine andere  Geschichte und eines eigenen Blogeintrages würdig ;-)


Die erste Woche im neuen Jahr war eine gemütliche. Seit zwei Wochen schon wartet auch Punta Arenas darauf besichtigt zu werden, also folgten wir ihrem Ruf und bummelten durch die Straßen, stöberten in Geschäften nach Mitbrigseln und erkundeten die Museen. Mittags mussten Mama und Richard dann eine ganz typische Mischung probieren. Im Kiosko Rocca, einem lange eingesessenen Lokal hier in der Stadt, gibt es seit deren Eröffnung nur ein "Menü": Choripan con leche de platano. Choripan sind Minibrötchen mit einer Art Fleischpastete und Mayonnaise und dazu trinkt man hausgemachte Bananenmilch. Für unseren Gaumen etwas ungewohnt und noch heute trinke ich die Bananenmilch lieber als Nachspeise, aber ein durchaus sehr leckerer Snack für zwischendurch :-) Richard meinte, das ist die Leberkässemmel von Punta Arenas :-) Weil die Choripans werden auch nur im schnellen Vorbeigehen an der Bar gegessen.

Abends gönnten wir uns einmal einen Besuch in einem französischen Restaurant (der Besitzer/Koch ist Franzose, und mit einer Chilenin verheiratet) und haben leckeren Fisch und Guanako gespeist. Guanako ist eine Lama-Art und sehr stark verbreitet hier, dennoch findet man sie nur sehr selten auf dem Teller. Schmeckt auf jeden Fall sehr lecker! Auch ein Besuch im Mercado Chilote durfte nicht fehlen. In diesem Restaurant servieren sie typisch chilenische Küche aus Chiloe, einer Insel die nach wir vor noch sehr ursprünglich ist.

Zusammengefasst haben wir eine richtig tolle Zeit verbracht! Es war einfach unbeschreiblich schön nach 7 Monaten seine Familie wieder zu sehen, den vertrauten österreichschen Dialekt zu hören und sich zu erinnern wie sehr man die Zuhause gebliebenen eigentlich vermisst. Es war nicht leicht fortzugehen, doch ich habe hier am Ende von Südamerika mein Glück gefunden. Und schon bald werde ich mit ihm gemeinsam heimkehren um neue Eindrücke, neue Mentalitäten, alte und neue Menschen treffen und vor allem den neuen gemeinsamen Lebensweg gehen.

Die Vorbereitungen beginnen... Wir sehen uns bald...!

Freitag, 2. Januar 2015

Es weihnachtet...

Am Sonntag entzündeten wir das vierte und letzte Lichtlein am Adventkranz, jetzt ist Weihnachten nicht mehr weit...
Heuer fühlt sich für mich die Adventzeit anders an als in den Jahren zuvor. In Österreich feiern wir den Advent mit kleinen Traditionen wie einem Adventkranz, einem Adventkalender um die Tage bis Weihnachten zu zählen, zu den Braven kommt der Nikolaus, zu den Schlimmen der Krampus, wir trinken Punsch und Glühwein am Weihnachtsmarkt und stimmen uns so auf ein besinnliches Weihnachtsfest ein.
Hier in Chile sind die Traditionen anders, einfacher und weniger besinnlich. Um ehrlich zu sein, mir fehlt die Adventzeit wie wir sie in Österreich kennen ein wenig. Man feiert den Advent hier nicht, ja man kennt diesen Ausdruck und die Tradition gar nicht. Man entzündet keine Kerzen am Adventkranz, man öffnet keine Türchen im Kalender, es kommt kein Nikolaus und auch kein Krampus, die Straßen sind nicht mit Weihnachtsbeleuchtung geschmückt und es gibt keine Weihnachtsmärkte. Das alles fehlt mir um mich richtig auf Weihnachten einzustimmen. Nur eine kleine Tradition hier verbreitet mir etwas Vorweihnachtsstimmung: der Christbaum wird schon Anfang Dezember aufgestellt und geschmückt. Das ist nett, weil man kann ihn dann längere Zeit bewundern und sich den Heiligen Abend schon vorstellen.

 
Die Weihnachtsfeiertage selbst verbrachten wir mit der ganzen Familie. Alejandros Eltern, meine Eltern, Geschwister, Schwager und Nichten und Neffen. Es wurde eine Hütte am Land gemietet, am Ufer eines Flusses, im Grünen und von Natur umgeben. Es gab keinen Weihnachtsbaum, aber einen großen Haufen mit Geschenken :-) Nach dem gemeinsamen Abendessen wurde Gitarre gespielt, gesungen und durch die Natur spaziert, denn das lange Tageslicht erlaubt Aktivitäten im Freien bis 23 Uhr. Vielleicht trägt auch dieser Umstand dazu bei dass mit ein wenig die Weihnachtsstimmung heuer fehlt, es ist eben Sommer hier zu Weihnachten. Die Tradition hier sagt, dass die Geschenke erst am Christtag geöffnet werden.... Also warten die Kinder gespannt bis nach Mitternacht um sich dann an den Packerln zu erfreuen. Der Schenker überreicht hierbei das Packerl an den Beschenkten, und bei 15 Personen hat bei uns dann ein ganz schöner Papier- und Geschenkbandkrieg gewütet :-)
Am nächsten Morgen wurde ein tolles Frühstück mit Kaffee und Kuchen, Tee, Brot und Schinken, Käse und vielem mehr gezaubert und der Tag gemütlich mit spazierengehen, genießen der Natur und entspannten Zusammensitzen verbracht. 


Wir, also Mama, Richard, Alejandro und ich, nutzen die Zeit und das herrliche Wetter für einen Ausflug in das nahegelegene Fort Bulnes. Ein altes Fort an einer Hügelkuppe an der Magellanstraße, das zur Erstbesiedlung der chilenischen Region Magellanes im Jahre 1843 diente. Nach sechs unfruchtbaren Jahren, da auf dem felsigen Untergrund kein Ackerbau möglich war und auch das nächste Trinkwasser 3 km entfernt war, suchte man nach neuen Plätzen und gründete etwas weiter nördlich schließlich Punta Arenas.
Es war ein herrlicher Christtag mit strahlendem Sonnenschein, kaum Wind und einfach perfekt für einen kleinen Ausflug wie diesem :-) Wir spazierten durch das Fort, ließen uns von Kanonen "abschießen" und geniessten die Sonne am Ufer des Meeres. Ein ungewöhnlicher, aber wunderschöner Weihnachtstag! 

In diesem Sinne... Frohe Weihnachten und Feliz Navidad! :-)