Vor sieben Wochen bin ich hier im Süden Chiles angekommen - Zeit für einen kurzen Rückblick. Sieben Wochen sind erst vergangen und mir erscheint es bereits wie vier Monate. Wahrscheinlich liegt das daran, dass nun hier mein Zuhause ist. Ich bin nicht mehr auf Reisen, zumindest nicht auf einem Trip der ein bestimmtes Ende hat. "Ein Freigeist auf Reisen" bin ich dennoch geblieben, denn ich fühle dass es noch viel mehr zu sehen gibt auf dieser Welt, hier ist nicht die Endstation des Zuges.
Um ehrlich zu sein, die letzten sieben Wochen waren härter und schwieriger als ich mir vorgestellt habe. Das muss ich mir nun eingestehen. Doch bin ich glücklich diesen großen Schritt in meinem Leben getan zu haben. Schon allein in diesen ersten Wochen habe ich soviel über das Leben, die Menschen, die Kulturen und über mich selbst gelernt. Und letzteres war am Schwierigsten. Die Anpassung meines bisherigen Lebensstil an jenen in diesem Teil der Welt kostet viel Energie und Geduld. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass der Kern des Übels die Sprachbarrieren sind. Hier sprechen die meisten Menschen nur spanisch und gelegentlich findet man eine Person die ein wenig englisch versteht. Ich brauche viel Geduld mit mir selbst um das gesprochene Spanisch zu verstehen und jene Personen, die sich die Mühe machen sich mit mir zu unterhalten benötigen noch mehr davon. Ohne Kommunikation, ohne sich mit Menschen verständigen zu können, ist es auch schwierig ein soziales Netzwerk aufzubauen. Dann sitzt du nur zu Hause und versauerst, wirst jähzornig und hast keine Freude mehr daran. Ich war knapp davor in diesem Sumpf unterzugehen, hab mich selbst bemitleidet und keine Hilfe angenommen. Kann ich doch selber alles. Denkste. Bis mir Alejandro mal den Kopf gründlich gewaschen hat und die Fetzen geflogen sind. Doch jetzt kann ich seine Hilfe annehmen und mir ein Leben hier aufbauen. Ich sitz jeden Tag ein paar Stunden hinter meinen Spanisch-Büchern und auch zu Hause spricht Alejandro fast nur Spanisch mit mir. Hehehe, daaaas braucht oft Geduld - oft sind es die einfachsten Dinge, die er mir auf drei verschiedene Arten erklären muss bis ich sie verstehe ;-) Eine Sprache aus Büchern oder in einem Kurs zu lernen ist eine Sache, sie zu leben eine andere!
Ich denke, jede Erfahrung im Leben ist wertvoll und erforderlich, auch die negativen. Denn nur aus diesen können wir lernen. Würden wir stets ohne Hürden und ohne Herausforderungen durchs Leben spazieren, würden wir uns nie weiter entwickeln und geistig nicht wachsen. Nichts im Leben passiert ohne Grund!
Mit vielen Leuten stehe ich schon in Kontakt bezüglich einer Arbeit, aber in der Low-Season hier im Winter ist es sehr schwierig. Die Chilenen sind sehr offen und hilfsbereit und viele von Alejandro's Freunden versuchen etwas für mich zu finden. Dafür bin ich wirklich dankbar! Wahrscheinlich kennt mich daher bald jeder in Punta Arenas :-)
Naja, bis dahin genieße ich das Nichtsstun und das Hausfrauen-Dasein. Man glaubt ja gar nicht, was man alles selbst machen kann anstatt es im Supermarkt zu kaufen :-) Herrlich!
Selbstgemachter Pizzateig, hausgemachter Striezel... ok ok, an dem Striezel muss ich noch üben, aber fürs erste Mal ist mir der doch ganz gut geglückt ;-)
Also, als Resumee der letzten sieben Wochen: Verkriechen und Trübsal blasen bringt einen nicht weiter! Nimm an was das Leben dir bietet, auch wenn es manchmal ganz schön verrückt und unpassend erscheint! Aber es hat seinen Grund!
... und ich lerne eben einstweilen mal wie man zu Großmutters Zeiten gekocht hat :-)
Saludos de Patagonia!
Besiiitos!