Montag, 22. Dezember 2014

Lange erwarteter Besuch

Wie lange ist eine Sekunde? Eine Minute? Wie lange dauert ein Tag, ein Monat, ein Jahr? Man kann sie zählen, man kann sie addieren und kalkulieren, doch für jeden Menschen fühlt sich Zeit schließlich unterschiedlich an. Sie vergeht stets im gleichen Rhythmus, doch ist es einmal zu schnell und manchmal kann sie nicht schnell genug vergehen. 

7 Monate und 3 Tage mussten wir auf das große Wiedersehen warten. Eine lange Zeit wenn man von Zuhause fort geht um am anderen Ende der Welt zu leben. Eine lange Zeit in der sich vieles ereignet und auch vieles verändert. Doch wenn du dann nach 7 Monaten und 3 Tagen um 6 Uhr morgens am Flughafen stehst und deine Mama und deinen Stiefpapa auf dich zukommen siehst, dann weißt du dass sich eines nie ändert: die Liebe zwischen Mutter und Kind wird nie vergehen. Es sind "nur" 7 Monate, aber wenn du dich dann endlich in den Armen halten kannst, bleibt die Zeit einen Moment nur für dich stehen. Ein wunderbares Gefühl! Wahrscheinlich eines der schönsten Weihnachtsgeschenke in meinem Leben, dass ich die Feiertage mit Alejandro, meinen Eltern und seiner Familie gemeinsam verbringen darf. 


Ich kann dieses Gefühl gar nicht beschreiben, welches sich in den Tagen vor der Ankunft bei mir eingenistet hat; Aufregung, Freude, Emotion, Kribbeln, Nervosität, noch mehr Freude... Alles gemeinsam und manchmal jedes für sich. Die letzten Tage das Gedächtnis noch nach allen möglichen Tipps für die Reise durchsucht, dann die letzte Nachricht "Wir sind am Weg zum Flughafen. Sehen uns dann morgen!" und eine Nacht in der ich aufgrund der Aufregung kaum schlafen konnte. Und dann das große Wiedersehen und eine lange Umarmung am Flughafen! Ich kann es gar nicht glauben, dass Mama und Richard tatsächlich bei mir in Chile sind, manchmal wache ich auf und denke dass alles nur ein Traum war. Aber dann sehe ich mich um, bemerke, dass ich in unserem zum Schlafbereich umgebauten Wohnzimmer liege, denn unser Schlafzimmer wurde zum Gästezimmer, und weiß, "nein, das ist real" und freue mich auf einen neuen gemeinsamen Tag.

So viele Ideen haben wir gesammelt, einige Ausflüge geplant, die besinnlichen Feiertage stehen vor der Türe und wir werden eine tolle Zeit miteinander verbringen!

Ich wünsche euch allen einen besinnlichen Advent und möge euer Herz genauso freudig erfüllt sein wie meines!



Freitag, 28. November 2014

Kaffe Kaffee

Manche mögen sagen, Kellnerin ist ja kein Beruf. Als Kellner arbeiten doch nur Studenten. Ich bin da anderer Meinung. Denn ich mag meinen Job.

Seit Mitte November (wow... wie die Zeit schnell vergeht!) arbeite ich ja in einen Kaffeehaus, das sich Cafe Tostado nennt und mitten im Zentrum von Punta Arenas liegt. Das Arbeitsklima ist sehr angenehm und meine vier Kolleginnen (alle so im Alter um die 24, und nur eine davon Studentin ;-) ) wahnsinnig nett und hilfsbereit. Eine neue Erfahrung ist für mich, dass unser Chef auch gerade mal 24 Jahre alt ist und nebenbei Administration studiert. Sagen wir mal so... Dadurch habe ich auch einige Freiheiten was neue Ideen oder kleine Änderungsvorschläge im Tagesablauf betrifft :-) Also ich muss sagen, mir gefällt mein Job als Kellnerin sehr gut und arbeite auch nur selten mehr als 40 Stunden pro Woche. Denn der Mensch, seine Gesundheit und das Privatleben werden als wichtig angesehen und viel Wert darauf gelegt. Man muss keine funktionierende Arbeitsmaschine sein. Das gefällt mir. Man geht auch mit viel mehr Motivation und Freude zur Arbeit und ist, meines Erachtens, auch produktiver.

Ganz "nebenbei" bekomme ich auch eine Barrista-Schulung, hier lerne ich wie man richtig leckeren und guten Espresso zubereitet. Man glaubt ja gar nicht auf wieviel Kleinigkeiten man dabei achten muss. Und die hübschen Bilder im Milchschaum des Cappuccino sind auch eine Kunst für sich. Heute ist mir nach mindestens 10 missglückten erstmals ein Bär gelungen :-) wohooouu!!!

Röstfrische Grüße aus dem Cafe,
Michi

Freitag, 21. November 2014

Zurück in der Zeit

Hier in Punta Arenas ist es nun wieder soweit. Die Saison beginnt, das Wetter wird freundlicher und die Touristen kommen aus allen Teilen der Welt.

Meine 2,5-stündige Mittagspause verbringe ich heute im Zentrum und da sitz ich nun. Durch Zufall, denn eigentlich wollte ich zum Supermarkt, doch als ich den Hauptplatz überqueren wollte, überkam mich eine Woge der Erinnerung. In der Mitte die Statue des H. Magellanes, darum herum reihen sich die Verkaufsstände und dazwischen laden die Holzbänke in der Sonne zum verweilen ein. Die Touristen spazieren über den Platz, machen Fotos und ich fühl mich plötzlich in der Zeit zurück versetzt. Denn genau hier, auf einer dieser Bänke saß ich im Februar in der Sonne, schrieb meinen Blogeintrag und philosophierte über das Leben nach. Heute kann ich den Platz nicht einfach zielstrebig überqueren, ich möchte mich setzen, die Sonne genießen und leben.
Dieses Gefühl jenes Tages im Februar, dass einfach alles machbar ist, dass wir die Freiheit haben unsere Wünsche zu verwirklichen, das habe ich auch jetzt wieder. Und es ist wahr. Denn an jenem Tag dachte ich über meine Zukunft nach und wußte noch nichts davon dass ich heute wieder hier in Punta Arenas sitzen würde. Doch ich spürte dass sich etwas verändert, dass ein neuer Abschnitt kommen wird.
Und da sitze ich nun, mitten im Leben und am Ende von Südamerika. Und es ist eine tolle Erfahrung! Einfach einzigartig und unbezahlbar. Nicht nur die Liebe habe ich hier gefunden, nein, auch mich selbst und jede Menge neuer Erfahrungen über das Leben! Es hat mir bestätigt, dass es eine gute Entscheidung war, einen Schritt auf die Seite zu machen, sich auszuklinken aus dem sich ständig drehenden Rad das sich Alltag nennt. Neues zu erfahren, sich zu öffnen. Ich bin glücklich. Und so soll es sein...

Donnerstag, 13. November 2014

** Update **

Jetzt ist schon wieder einige Zeit vergangen seit meinem letzten Eintrag hier und inzwischen sind auch schon einige Beschwerden darüber eingelangt...  :-)
Aber was soll ich sagen - jedes Abenteuer wies irgendwann zur Normalität und über den Alltag zu schreiben ist nicht ganz so aufregend. Zu Lesen letztendlich ja auch nicht so... 

Aaaber nachdem sich mittlerweile doch einige Dinge verändert haben, werde ich mal kurz berichten:
Das wohl Wichtigste für mich persönlich ist, dass ich seit Mitte Oktober einen Job habe! Eeeendlich!! Und dann noch dazu in DEM Cafe zu dem ich eine persönliche Verbindung durch meine große Reise habe. Denn meine Blog-Einträge letzten Winter, die Skype-Telefonate mit zu Hause und die Updates im Internet habe ich alle in diesem Cafe getätigt mit einer leckeren Tasse weißer heißer Schokolade. Und nach langem Suchen habe ich auch schließlich hier den Job als Kellnerin bekommen. Nichts im Leben passiert ohne Grund ;-)
Also bin ich nun 4 Tage pro Woche arbeiten (ab 17. Nov dann Vollzeit 6 Tage) und mein Spanisch-Wortschatz ergänzt sich Tag für Tag um neue Wörter. Jetzt kann ich mich schon fast flüssig unterhalten ;-)
Die Kollegen und Gäste nehmens mit Humor! Mindestens einmal pro Tag werde ich gefragt wird ich denn bin und was ich denn hier mache. Anfangs war es ja noch interessant zu erzählen aber mittlerweile wird es etwas langweilig. Da drück ich nur mehr die play-taste in meinem Kopf und die Standardaufnahme spielt ab. Obwohl es manchmal auch ganz witzig ist, da viele Deutsche herkommen und dann kommt man nur zu leicht ins plaudern. Anfangs ist es mir wahnsinnig schwer gefallen zwischen spanisch, englisch oder deutsch umzuschalten und hab ständig die Sprachen vermischt, aber mittlerweile funktioniert auch das. Alles nur Sache des Trainings. Jetzt müsste ich mir nur noch merken an welchem Tisch ich welche Sprache verwendet habe :-) nicht nur einmal passiert es mir, dass ich an einem Tisch die eh spanisch sprechen beim nächsten Anlauf englisch mit ihnen spreche. Ups... 

Ja, was könnt ich sonst noch so erzählen...?!
Die Freizeit versuche ich dann meist in der Natur zu verbringen. 2-3 stündige kleine Wanderung in der Umgebung an der frischen Luft - das ist schon was feines :-)
Ein neues Abenteuer dazu von letzter Woche: unser Ziel war die 3 km vom Stadtrand entfernte Laguna Linch. Wir machten uns vormittags bei schönem Sonnenschein mit kleiner Jause im Gepäck auf den Weg zum Stadtrand. Soweit so gut. Es geht stetig leicht bergauf auf einer Schotterstraße... Pfff... Viel zu anstrengend nach einer vollen Arbeitswoche... Wir versuchen es mit Autostopp... Und prompt hält auch ein Pritschenwagen, der hinten ein Motorrad geladen hat und auf dem selben Weg ist wie wir. Schnell hinten aufgesprungen und schon liegen die 3 km Anstieg auch schon hinter uns und wir können gemütlich rund um die Lagune spazieren. Fein! Als 3 Stunden später der angesagte Regen mit Wind einsetzt sind wir zum Glück schon beinahe rundherum. Aber dann war ja da noch das Problem des 3 km langen Rückwegs.... Und bei dem Wetter waren auch schon sämtliche Motorbiker geflüchtet, also mal Start zu Fuß hinab. Super angenehm wenn einem der Wind heftig den Regen ins Gesicht peitscht...! Aber schon 10 Minuten später haben wir Glück und ein Klein-LKW mit offener Pritschenfläche hält und wir springen wieder hinten auf. Diesmal in der Hocke, da natürlich vom Regen alles nass ist. Huhui... Ein super lässiges Abenteuer!

 

Ein stacheliges Pflegekind haben wir auch seit einigen Wochen:


Das war Halloween:


Wir geben es ja zu: Wir sind süüüchtig nach Sushiiii. Freitag ist immer Sushi-Night ;-)


Die Fiestas Patrias, ein langes Feiertags-Wochenende mit öffentlichen Veranstaltungen und privater Grillerei:

Und noch so ein paar Fotos quer durch den Gemüsegarten ;-)


Alles Liebe und bis bald,
Michi

Donnerstag, 28. August 2014

Vorwärts

Die Zeit vergeht so rasch und auch der Alltag holt einem viel zu schnell immer wieder ein.
Ich merke das an meinen Blog-Einträgen, die immer seltener werden, denn die Aufregung des großen Umzugs, die Umstellung auf einen neuen Lebensstil, die Anpassung und Eingewöhnung ist jetzt wohl vorüber. Auch wenn sich immer wieder Dinge ereignen, die neu und aufregend sind, nicht immer sind sie eines eigenen Blogeintrags würdig. Denn über den Alltag zu schreiben, und auch darüber zu lesen, bringt nicht so viel Freude.
Darum sind auch meine Einträge seltener geworden und ich bitte euch mir dafür nicht böse zu sein. Es ist gut, wenn man sich wohl fühlt, sich eingelebt hat und vorwärts schauen kann. Die Emotionen nicht mehr so hoch gehen und man mit mehr Ruhe und Ausgeglichenheit lebt.

Auch wir haben schön langsam unsere Balance gefunden, auch einen Weg wie wir unser gemeinsames Leben finanziell meistern können. Denn bis dato war es für mich sehr schwierig einen Job zu finden und nur von einem Einkommen zu zweit zu leben... naja, ihr wisst wie schwierig das in der heutigen Zeit ist. Aber wir sind ja beide sehr kreative Menschen und haben unsere Ideen natürlich umgesetzt :-)

Alejandro ist ja Fotograf aus Leidenschaft und hat schon vor Jahren begonnen damit ein bisschen Taschengeld zu verdienen. Jetzt haben wir das neu aufgegriffen, einen Blog erstellt und viele Fotos online gestellt und hoffen, dass die Werbung bald fruchtet! Wer neugierig ist, hier der Link zum Stöbern: www.barnabasfotografia.blogspot.com 


Und meinerseits ließ mir die Kreativität auch keine Ruhe.... nach allen möglichen Versuchen mit meinem kleinen Herd eine Art "Bäckerei mit österreichischen Köstlichkeiten" aufzuziehen, bin ich irgendwann bei Cupcakes hängen geblieben. Diese kleinen Kuchen mit der herrlichen Creme oben drauf machen einfach süchtig... und auch die Leute hier lassen sie sich gerne schmecken. Ja, sie kommen aus Amerika, aber meine Cupcakes haben einen österreichischen Touch, da sie von einer Original-Österreicherin gebacken werden :-)
Den großen Kundenstock hab ich noch nicht aufbauen können, aber so meine vereinzelten Kunden sind mir treu und warten schon immer auf die nächsten Cupcakes!
Ich weiß nicht, ob "Nicht-Facebookler" den Link öffnen können, aber ich probiers einfach einmal:

Falls es nicht funktioniert, hier ein paar Bilder für den Appetit ;-)
 
Ja, das sind so unsere kreativen Eingebungen, denen wir nachgehen :-)

Aber dann hab ich auch noch eine Zusage für einen richtigen Job erhalten :-D
Voraussichtlich werde ich nächste Woche als Kellnerin in einen sehr beliebten Restaurant in Punta Arenas arbeiten - ich freu mich so sehr! Drückt mir die Daumen dass es tatsächlich etwas wird, werde am Wochenende den Vertrag unterschreiben und dann hab ich auch keine Probleme mehr mit dem Visum. Bin dann als Arbeitskraft hier, hab meine Aufenthaltsgenehmigung bis der Vertrag endet, einen Krankenversicherung usw. Juhuuuu!!!

Soweit die news aus dem Süden!
Liebe Grüße, Michi

Montag, 11. August 2014

Sturm - Tage

Stürmisch ging es her am Freitag in Punta Arenas. Aber nicht wie man denkt, mhhh... Jetzt bricht die leckere Sturmzeit im Herbst an. Nein, die Sturmtage beziehen sich tatsächlich auf das Wetter.

Ob diese Turbulenzen am Freitag noch unter "typische patagonische Winde" fallen, wage ich nur sehr schwer zu vermuten. Am Morgen noch fiel leise rieselnd der Schnee und Stunde für Stunde legte der Wind zu. Die Fensterscheiben zittern und scheppern, Stromkabel und andere Dinge poltern am Dach, der Wind pfeift unaufhaltsam durch die ohnehin schon nicht sehr dichten Fenster- und Türschlitze, im Kamin hört man den Dreck herabrieseln. Ich sitze mitten im Raum und lasse mich von den Naturgewalten einfach nur beeindrucken. Mit Respekt und auch mit etwas Angst. Die Natur versucht mich einzufangen, peitscht an die Wände und auf das Dach, steht kurz davor mit 75 km/h sich einen Weg durch die losen Scheiben und schlecht verschlossenen Türen zu bahnen. Mit aller Gewalt bringt sie in den Spitzen sogar 136 km/h auf. Doch das Haus hält stand, selbst die gesprungene Fensterscheibe, die ich ständig knacken höre. Ich vertraue und beginne das Mittagessen zu kochen. Den Gasherd angeheizt, das Küchenlicht eingeschalten. Beginne das Gemüse zu schneiden, Wasser am Herd aufzuheizen. Wusch... Wieder eine Windböe und die kleine Flamme im Herd geht aus. Ich lass mich nicht entmutigen, ist doch nur der Wind. Wusch... Wieder eine Böe und das Deckenlicht flackert. Wusch.... Wusch.... Und immer wieder flackert das Licht. Ich fühl mich als Hauptdarsteller in einem Horrorfilm... Lautes Gepolter, unheimliche Luftströme und flackerndes Licht... Was passiert wohl als nächstes...?! Wusch... Und das Licht flackert abermals, diesmal aber erlischt es ganz. Stromausfall. Oder doch ein Horrorfilm? Ich koche unbeirrt weiter, der Gasherd funktioniert ja noch. Das Tageslicht erhellt den Raum. Vor dem Haus hat sich der Schnee mittlerweile in Regen verwandelt und es sieht aus als würde der Niederschlag ganz nachlassen.
Die Zeit vergeht, draußen wird es immer dunkler. Immer noch kein Strom. Es wird ruhiger draußen, der Wind verliert an Mächtigkeit.

Ohne Strom, ohne Zentralheizung, ohne Warmwasser, eine ungewöhnliche Stille herrscht im Haus. Die einzige Wärmequelle ist nun der Herd in der Küche, in den anderen Räumen schleicht sich Stunde um Stunde mehr Kälte ein. Was soll ich nun tun? Ohne Elektrizität kein Fernseher, kein Radio, kein Computer. In der Küche mache ich ein paar Kerzen ausfindig, im Kasten eine Taschenlampe und einige Decken. Etwas unheimlich diese ungewohnte Stille die mich schon seit Stunden umgibt. Ich mache es mir mit drei Decken auf der Couch gemütlich und lese im Kerzenschein ein Buch. Zwischendurch wandert mein Blick immer wieder zum Fenster, in den schwarzen Abend hinaus, das gesamte Viertel liegt im Dunkel. Unheimlich.
Später, abends, verlegen wir unsere Schlafstätte in die Küche. Ein kleines Schlafsofa ist schnell ausgebreitet, einige Decken bereit gelegt und der Ofen auf eine angenehme kleine Flamme eingestellt. Nach einigem Hin und Her schlafen wir schließlich dicht beieinander vor dem wärmenden Ofen ein. Eine unruhige Nacht. Plötzlich ein Knacken zu unseren Füßen. Der Herd? Ist etwas passiert? Uff, nein, die Therme ist angesprungen! Es gibt wieder Strom! Die Zentralheizung arbeitet wieder , wir stellen den Ofen ab und am Horizont dämmert auch langsam schon die Sonne herauf. Was für ein Tag! 

Es ist eine sehr interessante Erfahrung mal einen Tag ohne Strom zu verbringen. Erst dann merkt man wie abhängig wir eigentlich von der Elektrizität sind. Fast nichts funktioniert mehr manuell. Eigentlich schade, denn genauer betrachtet war es sehr nett mal ohne Hightech-Geräte auszukommen. Man beschäftigt sich dadurch wieder ein bisschen mehr mit sich selbst und seinen Menschen im Umfeld. Fähigkeiten die wir Menschen nach und nach durch zuviel Technik verlieren... 

Mit lieben Grüßen aus dem 17. oder 18. Jahrhundert :-)
Michi

Dienstag, 5. August 2014

30 werden ist nicht schwer...

... 30 sein dagegen sehr!

30 - eine Zahl wie jede andere? Oder hat sie doch noch mehr Bedeutung?! Die weitläufig verbreitete Meinung besagt ja, mit 30 ist man endlich erwachsen und verantwortungsvoll. Aber kann man das denn wirklich an einer Zahl festmachen?
Ja, ich bin 30 und ich stehe dazu. Aber für mich es einfach nur eine Zahl wie jede andere. Denn ich bin stets so alt wie ich mich fühle. Und das ist ein tolles und motivierendes Gefühl! Ein Gefühl des Lebens und des Erlebens, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute! Trau dich zu leben und du wirst jeden Tag etwas Neues erleben - ganz unabhängig davon wieviele Jahre dein Körper zählt. Ich kann Verantwortung tragen und gleichzeitig verrückt wie ein Kind sein - ich bin der Meinung, man sollte immer etwas Kindliches im Herzen tragen, denn Kinder leben unbeschwerter.

Und das tue ich - Tag für Tag!
Es macht mich so glücklich, diesen verrückten Schritt nach Chile getan zu haben. Wohl durchdacht, mit Verantwortung, aber mit dem Ehrgeiz und der Freude eines Kindes! Die Zeit hier lehrt mich was es bedeutet zu lieben, zu vermissen, geliebt zu werden, sich auf jemanden zu verlassen, schwach sein zu dürfen, für andere da sein zu können und noch vieles mehr. Ich wusste nicht was mich erwartet und das machte mich neugierig - und tut es noch immer. In diesem Jahr ist alles etwas anders, mit alten Gewohnheiten muss gebrochen werden. Und ich hatte auch keine Vorstellung davon wie ich meinen 30er verbringen werde, keine Erwartungen, keine Wünsche. Und das hat es wohl zu einem der schönsten und unvergesslichsten Geburtstage gemacht!

 
Der Samstag wurde mir von meinem Liebsten zum Geschenk gemacht. Wir verbrachten den Nachmittag mit Eislaufen und in einem Freiluft-Museum mit Foto-Session. Mit Eislaufen!!!! Und das im August - unbeschreiblich! Wie gesagt... heuer ist alles anders. Die Wochen vor meinem Geburtstag fühlten sich an wie die Adventzeit. Schnee, Kälte und Glühwein :-) Denn mein Geburtstag ist doch im Hochsommer mit Hitze und Grillerei im Garten. Aber es ist unbeschreiblich schön mal von alten Gewohnheiten abzulassen und Neues zu erleben!


Zwischendurch hab ich meine mails geöffnet und ein weiteres unerwartetes Geschenk vorgefunden - vielen Dank Harry für das "digitale Packerl". Ich hab es natürlich gleich ausgepackt und schon haben die Songs den ganzen Abend aus den Lautsprechern getönt :-) Ich liebe diese kleinen Überraschungen!

 Abends feierten wir dann mit einem "Gala-Dinner" auf unserer Couch - als Hauptgericht: SUSHIIIIII. Diese kleinen runden Reis-Dingelchen haben mich schon ganz süchtig gemacht. Hier werden sie etwas anders zubereitet als in Österreich. Es gibt zum Beispiel Hot-Sushi, mit Avocado umwickelte oder mit Streichkäse eingerollte. Mmmmmhhhh... zur Zeit mein Leibgericht :-) Also haben wir uns schnell mal zu zweit 30 Stück (weil ja 30ter Geburtstag) von den leckeren Reis-Dingelchen geholt und mit dem allergrößten Genuß verspeist!!! (in weniger als 30 Minuten waren alle weg!)
Später wurde dann noch mit Cocktails in einer meiner Lieblings-Bars angestoßen - Prost!


Die allergrößte Freude machten mir an diesem Tag meine Familie und meine Freunde mit einem Video. Danke an Alejandro für die Idee und Danke an alle die daran mitgewirkt haben! Alejandro hat mich mit den Worten "Komm mal kurz her, ich muss dir was zeigen" vor den Fernseher geholt und ich dachte "Ok, er hat neue Musik die er mir vorspielen möchte oder ähnliches" und plötzlich seh ich meine Familie und Freunde im Monitor! Ich war so was von sprachlos und die Tränen sind mir vor Freude über die Wangen geronnen!!! Erst beim dritten Durchlauf konnte ich es mir ohne zu heulen ansehen! DANKE DANKE DANKE an euch alle! Das ist eines meiner wertvollsten Geburtstagsgeschenke in meinem Leben! Fühlt euch alle ganz fest umarmt!


Am Sonntag Morgen wurde ich mit einem Frühstück von meinem Liebsten verwöhnt. Ich war hin und weg - mit so viel Liebe zum Detail hat er mir frischen Fruchtsaft gepresst, Luftballons aufgehängt und "Alles Gute zum Geburtstag" gebastelt. Ein sehr schönes Aufwachen :-)

Den Abend verbrachten wir dann mit meiner "chilenischen Familie". Und da erwartete mich schon die nächste Überraschung. Kamen sie doch mit Sack und Pack und einer Gitarre und singen alle miteinander "Alles Gute zum Geburtstag" auf deutsch für mich! Und auf englisch und auf spanisch, weil sie gerade so motiviert waren! Unglaublich - auf deutsch... ist doch die deutsche Aussprache furchtbar kompliziert für die spanisch-sprechenden. Haben sie doch "einfach" mal aus Youtube gelernt. Ich hab mich riesig gefreut!!! :-) Es war ein toller Abend mit großer Torte und vielen Köstlichkeiten zum Schmausen!

Ohne irgendwelche Erwartungen an meinen 30er zu haben wurde mir am Ende so unglaublich viel geschenkt und zu einem der wunderbarsten Geburtstage gemacht! Auch die vielen elektronischen Glückwünsche, die via email bei mir angekommen sind, haben den Tag besonders gestaltet. Trotz der Entfernung, trotz des wenigen Kontaktes zu all meinen Freunden in den letzten Monaten haben so unglaublich viele an mich gedacht an diesem Tag!

Vielen vielen Dank an euch alle! Ich zähle mich zu den glücklichsten Menschen auf Erden!
Fühlt euch alle umarmt und ich freue mich schon so sehr auf ein baldiges Wiedersehen!

Eure Michi


Mittwoch, 23. Juli 2014

Carneval de Invierno

Woooohoooouuuu... was für ein Wochenende!
Die letzten Wochen schon standen ganz unter dem Motto Winter-Karneval und dieses Wochenende fand Samstags und Sonntags der große Umzug statt. Und als Krönung gab es zum Abschluss ein Riesen-Feuerwerk am Strand - schöööön :-)

Bei -4°C froren wir uns am Samstag drei Stunden die Zehen ab und bestaunten die hintere Hälfte des Umzuges, am nächsten Tag dann zwei Stunden lang bei 0°C den vorderen Teil. Am Sonntag waren die Straßen schon leicht vom Schnee angezuckert, ein schönes Ambiente! Und ich ziehe meinen Hut vor den Tänzerinnen und Tänzern, welche teilweise nur sehr leicht bekleidet am Umzug teilnahmen, sie nahmen es mit Humor :-)

Ein Spektakel mit viel Musik, vielen Menschen auf den Straßen, viele feiern und tanzen, die Umzugswägen einer faszinierender als der andere, sehr kreativ und einfach nur zum Bestaunen.

Das Flair lässt sich gar nicht so recht in Worte fassen, daher lasse ich einfach ein paar Bilder sprechen - LEI LEI !