Donnerstag, 22. Mai 2014

Comidas y Queques

Von den vielen kulturellen Unterscheiden fasziniert mich am Meisten die regionale Küche - mhhhh.... :-)

Gestern Abend waren wir bei Freunden eingeladen - er ist peruanischer Koch, der hier in Punta Arenas lebt - und es gab "Pichanga caliente". Ist typisch chilenische Küche und sehr verbreitet hier in Patagonien. Besteht aus einer Lage Pommes Frittes und darüber jede Menge Gemüse und Würstel und/oder Fleisch (was man gerade so zu Hause hat) und mit Käse überbacken. Mhhh, qué rico :-)

Vor dem Essen durfte ich meine ersten Erfahrungen auf einer WII sammeln - faszinierend, wenn man mit dem ganzen Körper den Computer steuern kann. Bei meinen Computerspielen vor 20 Jahren hatte es ja absolut keine Auswirkung wenn sich mit dem Joystick in die Kurve legte und sich dabei konzentriert auf die Zunge biss (lustig wars trotzdem immer) ;-)
Und anschließend gabs eine lustige Runde Kartenspiel. Derjenige der zu langsam war und die Runde verlor, bekam einen Buchstaben auf die Hand gemalt. Wer als erstes CHANCHO (Schwein) komplett hatte, hat das Spiel verloren. Witzig :-)



Letzte Woche hatte ich auch das Vergnügen "Choripan con Leche con platano" probieren zu dürfen, die Beste die man angeblich bekommen kann. Choripan ist direkt übersetzt sowas wie "Wurstbrot", aber die Wurst (Chorizo) wird hier zu einer Art Aufstrich verarbeitet und in ein warmes Brötchen geschmiert - lecker :-) Und dazu gibts Bananenmilch. Die Kombination ist zwar nicht so nach meinem Geschmack, aber beides für sich extrem lecker!!!



Und das Beste komm am Ende: Es sieht so aus, als könnte ich den Kampf mit meiner "Cocina magallanica" gewinnen :-D

Heute startete ich den zweiten Versuch mit einem Kuchen, nachdem ich gestern ein paar Tipps bekommen hatte "man lege ein Blatt Papier in den Ofen und warte bis es anfängt zu qualmen - je nachdem wieviel Zeit vergeht, gibts dazu eine Temparatur-Tabelle". Und es hat tatsächlich geklappt *freu* An der Feinjustierung muss ich natürlich noch arbeiten, aber immerhin war der Kuchen nicht verbrannt ;-)

Um dem Probe-Biskuit etwas Geschmack zu verleihen wurde es einfach mit Manjar und Bananenscheiben verziert (Anm. der Redaktion: die Idee kam von Alejandro ;-) )



Mittwoch, 21. Mai 2014

open-minded

"ICH BIN DANN MAL WEG" - nicht nur ein Werbe-Slogan einer Fotokamera, sondern auch schnell mal gedacht, wenn man mit der momentanen Lebenssituation nicht ganz zufrieden ist. Dass das nicht ganz so einfach ist wie man sich das vorstellt, ist selbstverständlich... Mal schnell den Job gekündigt, die Wohnung aufgegeben, das Auto verkauft und von den Freunden verabschiedet. Klingt einfach, ist es aber nicht. Auch ich musste diese Erfahrung machen. Doch bin ich glücklich, diese Entscheidung getroffen zu haben, denn es gibt mir die Möglichkeit mich zu entfalten, neue Kulturen kennenzulernen und mich weiterzuentwickeln. Andererseits haben mir die vielen, meist schmerzhaften, Abschiede gezeigt, wie tief denn eigentlich meine Wurzeln "zuhause" sind. Wie schwer es auch meinen Freunden und meiner Familie fällt mich gehen zu lassen und wie sehr ich diese Menschen liebe und von ihnen geliebt werde. Manchmal merkt man erst durch einen Abschied wie reich man an Liebe ist...

Aber zurück zu den Kultur-Unterschieden, das Thema ist ja "open-minded".
Unglaublich viele Dinge werden hier anders gehandhabt denn bei uns, doch einiges erinnert mich an Italien oder Spanien, "unsere" südlichen Ländern :-)

Zum Beispiel muss ich hier wieder kochen lernen. Unser Herd nennt sich "cocina magallanica" und erinnert an die alten Herde aus den Jugendzeiten meiner Uroma. Damals wurden sie ja noch mit Holz beheizt, aber hier sind sie zum Glück schon ans Gas angeschlossen. Hier ist das allerdings nichts altertümliches, es hat Tradition und findet sich in vielen Haushalten wider. Aber natürlich gibt es auch die "normalen" Gasherde. Das Kochen funktioniert ja nach einer Woche üben  mittlerweile schon ganz gut. Ist echt interessant mit dem Ding zu arbeiten! :-)
Aber das Kuchen backen war ein totaler Reinfall!!! Ist mir noch nie passiert dass ein Kuchen außen schwarz und innen teigig war *Arrrrggg* Uff, ich muss mich wohl noch mit den vielen Öffnungsmöglichkeiten auseinandersetzen um die passende Temparatur zu bekommen. Da sind wir weit entfernt von Umluft, 150° Grad einstellen und 20 Minuten warten bis der Kuchen fertig ist.  Auf dem Foto lach ich noch, das war noch beim Teig anrühren.... vom Kuchen danach hab ich besser gleich gar kein Foto gemacht... 


Auch das Müllabfuhr-System find ich da sehr interessant.... Einige Häuser haben fix montierte Gitterboxen im Grünstreifen neben dem Gehsteig, mehr zum Schutz des Mülls vor den vielen freilaufenden Hunden. Die Müllabfuhr kommt zwischen zwei oder drei Mal wöchentlich vorbei. Jene Häuser ohne Gitterbox sammeln den Müll in Plastiksackerln vom Supermarkt und hängen am Tag der Abholung die Sackerl auf den Gartenzaun (wieder zum Schutz vor den Hunden). Das sieht dann etwa so aus:


Die Sackerl bringen mich gleich zum nächsten Unterschied. In den Supermärkten werden die Einkäufe in Unmengen von Plastiksackerln eingepackt. Hinter jeder Kasse steht eine "Einpackerin", wie man sie aus den Hollywood-Filmen kennt.

Ok, jetzt habt ihr mal einen kleinen Einblick in meinen Kulter"schock", aber es nicht wirklich ein Schock. Ich finds eher mehr interessant, jeden Tag entdecke ich neue Unterschiede :-)

Ah, ein kleiner Nachtrag, weils gerade aktuell ist: Unser Nachbar (der auch gleichzeitig der Eigentümer unseres Hauses ist und wir haben eine gemeinsame Einfahrt) ist Colectivo-Fahrer und er repariert jeden Tag irgendetwas an seinem Auto. Das ist auch üblich hier, dass die Leute ihre Autos selbst reparieren, sofern sie es können. Mir kommt vor, dass das vor allem die Colectivo-Fahrer so machen. Auch die Colectivos haben oft den Anschein danach ;-)

Besitos a todos y una buena noche!

Erste Schritte...

Langsam wagt sich das scheue Kätzchen unter der Chouch hervor. Noch vorsichtig und nur mit kleinen Leckerbissen gelockt, streckt sie vorsichtig den Kopf hervor. Aber ihr gefällt was sie sieht, eine neue Welt, aufregend, viel zu entdecken. Also versucht sie ein paar Schritte in die große fremde Welt hinaus...

Jedes Wochenende findet in Punta Arenas ein großer Flohmarkt statt.... er ist nicht zu vergleichen mit jenen daheim! Am Rande der Straße breiten die Menschen ihre Decken auf, präsentieren ihre Waren und hoffen auf viel Kundschaft. Und die lässt nicht lange auf sich warten, Massen an Leuten spazieren durch die Straße, auf der Suche nach dem einen oder anderen Schnäppchen. Sie bewegen sich zwischen Kleidern, Haushaltsgeräten, Autoteilen und kleinen Bauernständen, die ihr frisches Gemüses anbieten. Gegen Mittags steigt den Menschen der vielversprechende Duft von Gegrilltem in die Nase; Hühnchen, Grillwurst oder Mais räkeln sich am Grill; man hört die Verkäufer schreien "Milcaos, frische Milcaos" und immer wieder begegnet man einem Eifrigen, der mit hausgemachten kleinen Süßigkeiten oder heißer Schokolade durch die Reihen läuft.



Heute hat sich das Kätzchen bis in den Park am Rande der Stadt gewagt. Ein Park, in dem die Natur noch ursprüglich ist, Trampfelpfade dominieren anstatt Asphalt, wilde Bäume anstatt in Reihen gepflanzter. Es ist ein herrlich sonniger Herbsttag; die Blätter färben sich wunderschön in Rot- und Brauntönen, die Sonne schimmert zwischen den Ästen hindurch und lässt das Leben erwachen.







Montag, 19. Mai 2014

Eingerollt hinter der Couch

Letzte Woche am Dienstag, also vor sechs Tagen, startete meine große Reise in ein neues Abenteuer. Eine Reise ins Ungewisse, ohne konkrete Pläne, ohne Arbeitsvertrag, ohne oder nur mit wenigen Sicherheiten. Einzig allein um mein Leben mit dem Mann zu verbringen, der mich im Jänner so sehr und unerwartet in seinen Bann gezogen hat. Wenn man darüber nachdenkt, jeder würde sagen, "du bist verrückt, Mädl!", (natürlich haben das auch viele gesagt ;-) ) aber ich hab in den letzten Jahren genug gedacht und immer nur das Vernünftige gemacht. Jetzt folge ich einfach mal meinem Gefühl und Herzen.

Schon Wochen vor meiner Abreise begann ich nervös zu werden. So viele Dinge mussten organisiert , alles vorbereitet werden für meine Abwesenheit. Ihr ahnt ja gar nicht was da alles zu bedenken ist... Ich fühlte mich wie ein Hamster im Rad, immer weiter laufen, alles erledigen und ja nicht nachdenken. Je näher der Tag X kam, desto nervöser wurde ich, freihlich! Wirklich schlimm waren dann die Abschiede, von meinen Freunden und zuletzt von meiner Familie. Dennoch konnte ich nicht weinen. Während des stetigen Laufens im Hamsterrad hat sich eine Mauer aufgebaut, eine Mauer, Ziegel für Ziegel, um den Abschiedsschmerz von mir fernzuhalten. Aber nicht nur den  Schmerz auch die Angst. Ich freute mich auf mein neues Abenteuer, aber im gleichen Moment baute sich eine ungeheure Angst auf, die ich allerdings nicht gleich bemerkte. Erst hier, nach meiner Ankunft. Ich sollte mich freuen, glücklich sein, endlich war ich nach drei Monaten des Wartens hier.... aber... da war so ein komisches Gefühl, ich spürte zwar die Freude aber auch etwas Einsames. Fünf Tage lang dachte ich mir, das ist der Jetlag, die neue Umgebung, wird schon werden. Ich fühlte mich wie eine Katze, die sich vor lauter Angst hinter der Couch zusammenrollt und nur wartet bis die Zeit vergeht und die Leute verschwinden. Erst am Sonntag scheuchte mich Alejandro unter der Couch hervor und ich brach endlich in Tränen aus. All die Ängste, Sorgen, Trauer, Abschiede, Ungewissheit... endlich konnte ich das alles loslassen. Man nimmt es nicht wahr oder will es nicht wahrhaben, aber obwohl man sich so sehr auf das Neue freut bauen sich auch viele Sorgen und Ängste auf. Immerzu sage ich mir, ich bin stark, ich schaffe das, du kannst das allein. Aber manchmal ist es notwendig loszulassen, schwach zu sein und sich fallen zu lassen. Es tat so gut, einfach nur den Tränen freien Lauf und sich fest umarmen zu lassen. Erst jetzt, einen Tag danach fühle ich mich richtig gestärkt, denn jetzt sind die Sorgen ausgesprochen und frei, jetzt ist Platz für eine neue Erfahrung. Ängste und Sorgen blockieren, sie lassen keinen Raum für Neues. Nun fühle ich mich bereit, meinen Weg hier zu gehen, ein Leben für die nächste Zeit aufzubauen, mich wohlzufühlen...


Mittwoch, 14. Mai 2014

Abschied mit Wurzeln

Jetzt ist es soweit.... Zweieinhalb Monate nach meiner Rückkehr aus Südamerika zieht es mich nun wieder in das Land. Punta Arenas in Chile ist nun mein neues Ziel, und das gleich für ein Jahr. Oder länger, oder kürzer, man weiß es nicht so genau. Es ist ein Abenteuer ohne Grenzen, ohne Ziele, ohne konkrete Pläne. Ich sehe mich danach andere Kulturen kennen zu lernen, meinen Horizont zu erweitern, ein neues Lebensgefühl zu inhalieren (wie auch schon STS gesungen hat).

Seit Wochen schon steht das neue layout meines Blogs bereit, wartet geduldig auf den ersten Eintrag. Doch bis heute fehlte mir die Inspiration. Zu viele Dinge blockierten meine Gefühle, und Gefühle brauche ich um zu schreiben...
Wie schon zum Start meiner Reise im Jänner beginne ich auch jetzt erst im Flugzeug meinen neuen Weg zu realisieren. Die letzten Wochen waren gezeichnet von sehr viel Arbeit; es musste ein Untermieter für meine Wohnung gefunden, ein Auto  verkauft, die Wohnung schließlich ausgeräumt, meine kleine süße Katze zur Mama übersiedelt und noch viele Dinge mehr erledigt werden. Da blieb nicht mehr viel Zeit für Gefühle. Aber auch zum Glück... Denn hätten mich meine Gefühle stets entzwei gerissen. Die Vorfreude auf mein Leben in Chile, ein Leben mit Alejandro, eine neue Herausforderung und auf der anderen Seite der Schmerz der Trennung; Trennung von meinem vorherigem Lebensstil, meiner Familie, meinen Freunden, meinem vertrauten Umfeld. Zwei Herzen in einer Seele.

Ich möchte all meinen Lieben danken, die mich in den letzten Wochen so unglaublich unterstützt haben, die Familie, all die langjährigen Freunde aber auch jene neuen, die mich die nur so kurze Zeit begleiten konnten. Ihr alle habt mir gezeigt, dass ich hier mein Zuhause habe und immer willkommen sein werde. Erst wenn man sich verabschiedet, erkennt man wie sehr einem so viele Menschen ans Herz gewachsen sind und wie sehr man in ein Umfeld eingebunden ist. Ich habe in Österreich meine Wurzeln, freue mich auf meine Erfahrungen in Chile und sehne mich schließlich auf meine Rückkehr in den Schoß der Familie, des Zuhauses und der Freunde. Man kann seine Herkunft nicht verleugnen und sollte niemals davor flüchten, denn es ist ein Teil des Seins. Doch man soll reisen, Erfahrungen sammeln und das Leben genießen! Denn um zu LEBEN mit allen Sinnen sind wir auf dieser Welt!