Dienstag, 25. Februar 2014

Das Geschenk der Reise

Nun ist es also soweit... Meine aufregende Reise ist zu Ende...

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blicke ich meiner Ankunft zu Hause entgegen. Es ist sehr schwer zu beschreiben wie ich mich im Moment fühle. Natürlich freue ich auf Zuhause, meine Familie und meine Freunde, aber gleichzeitig werde ich die Zeit als Reisende vermissen.

Meine Erlebnisse in diesen zwei Monaten waren einzigartig. Es war auch eine sehr wichtige Erfahrung alleine zu reisen. Als Alleinreisender nimmt man die Erlebnisse und Schönheiten viel intensiver wahr; die Sinne sind nicht abgelenkt durch alltägliche Situationen und man hat stets die Freiheit das zu tun wonach einem gerade ist :-) Die anfängliche Angst mich einsam zu fühlen oder manche Situationen nicht bewältigen zu können, hat sich sehr bald gelegt.
Man ist hier nie allein. Im Gegenteil, wenn man allein sein möchte muss man sich die Zeit und den Ort dafür regelrecht suchen. Die vielen vielen Bekanntschaften welche ich quer durch Argentinien und Chile geschlossen habe sind sehr wertvoll. Aus manchen haben sind auch gute Freundschaften entwickelt, doch von jeder einzelnen Person konnte ich etwas für mich mitnehmen. Eine wunderbare Erfahrung. Man trifft Menschen die eine so andere Ansicht haben als man selbst und dann auch wieder jene mit denen man sich von der ersten Sekunde an gut versteht. Es hat sich ein einzigartiges Netzwerk über die ganze Welt gespannt. Natürlich sind diese Erfahrungen nicht vergleichbar mit jenen Freundschaften die man seit vielen Jahren Zuhause pflegt, denn diese sind was ganz besonders. Und dennoch sind diese neuen zwischenmenschlichen Erfahrungen wichtig für die eigene Weiterentwicklung.

Mein Untertitel dieses Blogs war "auf der Suche nach Abenteuern und dem eigenen Ich" und ich fühle dass ich auf dieser Reise meinem eigenen Ich ein großes Stück näher gekommen bin. Ich habe erfahren, dass sich dieses Ich ständig weiterentwickelt, man kann es also nie finden. Durch jede Erfahrung, durch jedes noch so kleines Erlebnis, verändern wir uns - wir lernen; und ändern. Das eigene Ich ist kein Standbild, das wir all die Jahre zu erfüllen haben. Wir sind hier um stets zu lernen, um uns ständig weiter zu entwickeln bis wir alle Erfahrungen gesammelt haben die für dieses Leben notwendig waren und wir schließlich bereit sind zu gehen.

Meine Reise war einzigartig, wundervoll, genial und für mich, meine Persönlichkeit und meinen Platz in dieser Welt von großer Bedeutung. Mir wurde geschenkt was ich gesucht habe und noch so viel mehr. Ich bin sehr dankbar dafür!
Nun ist es an der Zeit das nächste Kapitel im Buch meines Lebens zu beginnen und zu lernen...

Montag, 24. Februar 2014

Mi último couchsurfing

Meine spontane Eingebung ein paar Tage am Meer zu verbringen erwies sich als wahres Goldstück. Hatte ich doch gar nicht erwartet so kurzfristig eine couchsurfing Gelegenheit zu finden, war es nun ein wunderbares Wochenende!
Marcela, mein host, bot mir ihr Appartement an, das ich mit einem Pärchen teilen musste. Es ist sehr klein und nicht besonders komfortabel, aber ich habe auf dieser Reise gelernt, was Verzicht bedeutet. Es ist nicht wichtig mit Unmengen an Gepäck zu reisen und in luxuriösen Hotels zu wohnen. Wenn man seinen Luxus und seine Ansprüche auf ein Minimum reduziert erfährt man wahre Freude. Denn erst dann ist man offen für neue Eindrücke, bereit neue Erfahrungen mit allen Sinnen in sich aufzunehmen.

Hier in Pinamar verbrachte ich tolle Tage mit wunderbaren Mädels! Samstag Abend war es Zeit den Karneval zu feiern! Dazu brauchten wir natürlich Kostüme und in drei Stunden bastelten wir aus dem Nichts einen Engel, einen Cowboy, einen Zombie und einen Hippie. Faszinierend, die Mädels zauberten aus ihren Geschäften buntes Papier, Schleifen, Bänder, Pailettenrund vieles mehr hervor. Aus einfachsten Mitteln hatten wir in kürzester Zeit tolle Kostüme! Es ist ein wunderbares Gefühl so offen empfangen und sofort integriert zu werden.

Erst jetzt, am Ende meiner Reise, kann ich verstehen was meine Hosts in den ersten beiden Wochen meines Trips zu mir sagten: "ihr Österreicher und Deutschen seit so distanziert und kühl" In dem Moment wusste ich nicht was er meinte; war ich doch ich und kannte mich nur so. Jetzt verstehe ich. Wir Mitteleuropäer müssen auf die Südamerikaner extrem distanziert wirken. Die Leute hier sind so offen und kommunikativ, sie sprechen einen einfach auf der Straße an weil sie neugierig sind. Man unterhält sich über alles, es gibt keine Tabu-Themen, man ist nicht prüde, man nimmt sich Zeit füreinander. Auch Menschen die man das erste Mal trifft begrüßt man mit einem Kuss auf die Wange. Für mich ist das alles eine tolle Erfahrung! Ich denke, ich hab mich dem Leben hier sehr gut angepasst.... Also bitte nicht wundern wenn ich euch zuhause auch alle mit einem Kuss auf die Wange begrüße und drauf los rede ;-)

Wenn man die Mentalität hier kennt, ist es nicht verwunderlich, dass man  in jeder noch so kleinen Stadt couchsurfer findet! Ich habe nur gute Erfahrungen mit couchsurfing gemacht und kann es nur jedem weiter empfehlen! Es ist eine wunderbare Möglichkeit Land und Leute viel besser kennen zu lernen als wenn man in Hostels oder gar Hotels übernachtet. Alle meine hosts nahmen sich Zeit mit mir zu plaudern, zu kochen oder auszugehen. Oftmals habe ich auch deren Familie oder Freunde kennenlernen dürfen, was jedesmal eine besondere Erfahrung war!

Anfangs hatte ich Angst davor, auch mal schlechte Erfahrung zu machen, an einen dummen Typen zu gelangen oder eine fürchterliche Unterkunft zu haben. Aber das bewahrheitete sich nicht. Man sollte nicht jedem trauen, die Profile und Bewertungen sorgfältig lesen und sich auf seine Intuition verlassen. Die eine oder andere Einladung habe ich daher auch abgelehnt.

Ich bin so begeistert über diese Erfahrung, dass ich meine Trips dieser Art künftig nur mehr mit couchsurfing gestalten werde!

Buen viaje, mi amigos! :-)

Samstag, 22. Februar 2014

[Pina-] MAR

51 Tage quer durch Südamerika... Meine Reise neigt sich langsam aber kontinuierlich dem Ende zu.
Die Erlebnisse sind fast unbeschreiblich, es ist schwer Worte für diese Eindrücke und Emotionen zu finden. Aber dies ist eine andere Geschichte...

Etwa fünf Wochen meines Abenteuers habe ich in Patagonien verbracht. An den Orten an denen ich mich aufhielt - Ushuaia, Porvenir, Punta Arenas - war die Luft stets vom Geruch des Meeres erfüllt. Schon seit Kindheitstagen üben die Ozeane eine Faszination auf meine Seele aus, die ich noch nicht begreifen kann. Ich liebe diese unendlichen Weiten blauen Wasser, welche sich hier und da in Wellen brechen, mal klein kräuselnd, mal stürmisch aufbrausend.

Fünf Wochen durfte ich den Duft des Meeres atmen, doch war die Luft stets zu kalt um zu baden. Ich fühlte mich wie der Esel dem die Karotte vor die Nase gehalten wird und er sie einfach nicht ereicht. Jetzt, am Ende meiner Reise, gönne ich mir ein paar Tage Erholung am Meer. Fünf Autostunden südlich von Buenos Aires liegt die kleine Stadt Pinamar, eine Sommer-Tourismusstadt. Schon am ersten Tag drängen sich Vergleiche zu Italien auf, man fühlt sich wie in Jesolo oder Caorle, nur das hier spanisch anstelle von italienisch gesprochen wird. Die Strandpromenade mit den vielen Verkaufsständen, Restaurants, Bars und Spielhallen für die Kinder, die Strandverkäufer die sich durch den heißen Sand quälen und anstatt des fahrenden "Coco Bello" gibts hier heißen Kuckeruz zu kaufen. Die Saison geht schon dem Ende zu und aufgrund des nicht so wunderbaren Wetters bleiben die Menschenmassen dieses Wochenende scheinbar aus, sehr gut :-)

Ich genieße meine letzten Urlaubstage am Meer und werde mich sicher noch mal im Meer baden!! Das muss noch sein, egal wie kalt es sein mag ;-)

Sonntag, 16. Februar 2014

Stupid Thief

Heute Abend wieder in Buenos Aires angekommen spazieren Luciano - mein host, Mia - seine süße Hündin, und ich um den Häuserblock. Am Supermarkt machen wir kurz Halt und Luciano bindet Mia wie immer vor dem Eingang an einem Baum fest.

Keine drei Minuten später kommt Mia ohne Leine und ohne Halsband in den Supermarkt gestürmt... Oh Oh, was ist da jetzt passiert?!
Luciano bringt sie hinaus und wartet bis ich meinen Einkauf erledigt habe. Dann meint er, jemand muss versucht haben Mia zu stehlen. Ich kann ihm nicht recht glauben und vermute er nimmt mich auf den Arm. Aber die Leine und das Halsband sind nirgendwo zu sehen. Wir machen uns auf die Suche und werden noch im selben Block fündig. Nur ein paar Häuser weiter liegt die Leine am Straßenrand, daneben ein recht neuer Autoradio. Hmm, sehr komisch. Da dürfte tatsächlich jemand versucht haben Mia zu stehlen, aber sie konnte glücklicherweise aus dem Halsband schlüpfen!

Aber der Höhepunkt der Story kommt erst, aufgepasst! Wahrscheinlich glaubt mir das jetzt sowieso niemand, aber es war tatsächlich so...
Wir setzen unseren Spaziergang fort und kommen ein paar Meter weiter an einem Haus vorbei. Auf dessen Metallgitter-Gartenzaun, der etwa zwei Meter hoch und mit spitzen Zacken versehen ist, hängt ein Fahrrad und ein Mann versucht hinüber zu klettern. Noch denken wir uns nicht viel dabei. Vier Häuser weiter drehen wir um und gehen den selben Weg zurück. Jetzt wirds langsam auffällig, der Mann hängt immer noch an der gleichen Stelle im Zaun. Andere Passanten werfen ihm und auch uns schon fragende Blicke zu. Wir beobachten ihn noch eine Weile und gehen ein drittes Mal vorbei. Immer noch das selbe Bild: der Mann und das Fahrrad hängen auf den Zacken des Gartenzauns. Eine weitere Passantin ruft schließlich die Polizei und wir warten ab was passiert. Jetzt werden auch die Hauseigentümer aufmerksam und stürmen zu fünft heraus. Der Vater packt den, immer noch am Zaun hängenden, Dieb von innen am Bein und der Sohn läuft mit einem Baseballschläger auf die Straße. Ich fühl mich auf einmal wie im Film! Besser ich halte mich im Hintergrund, verstehen tu ich ja ohnehin kein Wort.

Haha - es stellt sich heraus dass das das Festhalten gar nicht nötig gewesen wäre, denn der dumme Dieb ist komplett stoned (oder betrunken) und hängt mit der Hose an einem der Zaunzacken fest - richtig aufgespießt! Er hat wohl ganze Zeit versucht irgendwie loszukommen. Wie dumm kann man nur sein! Die Polizei hat richtig Mühe ihn da runter zu holen. Schließlich schneiden sie ihm einfach die Hose auf. So ein erbärmliches Bild; in Handschellen am Boden hockend, die Hose komplett zerrissen, verwundet und völlig zugedröhnt; wie tief kann man sinken. Den Autoradio dürfte auch er gestohlen haben, denn das abnehmbare Display fiel aus seinen Taschen. Vermutlich wollte er auch Mia mitnehmen, aber dafür gibt es keine Beweise.

Für alle die sich nun Sorgen um mich machen: ich war nur stiller Beobachter im Hintergrund, wurde nicht beachtet und nicht angesprochen. Mir gehts also gut! Habe mich ein bisschen wie im Kino gefühlt :-)

PS: leide hatten wir beide kein Handy dabei um Fotos zu machen. Der Typ am Gartenzaun und daneben das Fahrrad obendrauf und dann die Polizei mit zwei Autos mit Blaulicht. War schon beeindruckend das zu erleben!

Santiago

Santiago ist eine Stadt mit sechs Millionen Einwohnern und ich habe einen halben Tag Zeit sie zu erkunden, nicht viel.

Mein travelguide weist auf eine kostenlose Stadtführung hin, welche vier Stunden dauern soll. Ich bin ein wenig skeptisch, denn oft sind Dinge welche nichts kosten auch nicht sehr qualitativ. Aber schon nach zehn Minuten wurde ich eines besseren belehrt. Die vier Stunden quer durch das Stadtzentrum von Santiago sind sehr informativ und unterhaltsam! Unser Reiseleiter arbeitet auf Basis von Trinkgeld, hinter ihm steht jedoch eine Agentur, welche auch mit diesen Einnahmen finanziert wird. Franko, unser Leiter, ist Chilene und berichtet uns sehr spannend und unterhaltsam über die Geschichte der Stadt, die Kultur, die Ess- und Trinkgewohnheiten und vieles mehr. Wir bekommen auch sehr viele Insidertipps, also wenn man mehrere Tage in Santiago weilt lohnt sich die Tour am ersten Tag jedenfalls. Und man sollte Zettel und Stift für die vielen Geheimtipps nicht vergessen ;-)

Mit einem deutschen Mädel, sie ist gleich alt wie ich, schließe ich schnell Freundschaft. Schade dass ich nur einen Tag hier bin, ich denke, wir hätten gute Freunde werden können. Nach der Führung probieren wir einen der Geheimtipps von Franko für gutes Essen gleich aus und sind überwältigt. Auch wenn sie sich in Chile nicht sehr viel Mühe geben das Essen schön anzurichten, es schmeckt einfach herrlich!!! Auf der Karte lachen mich viele frische Fische an und ich lasse mir meine gebratene Brasse schmecken, Schwertfisch war leider aus. Lecker! Und dazu einen letzten Pisco Sour :-)

Wir tauschen viele Geschichten aus, denn Kathrin war vier Monate in Mittelamerika unterwegs und hatte auch so einige Erlebnisse mit Bandenkämpfen und Militärpräsenz z.b. in Honduras auf Lager. Sie berichtet von dem unglaublichen Gefühl mitten in der Nacht von Schüssen auf der Straße geweckt zu werden. Unvorstellbar!

Es war ein netter Abend und ein informativer Tag, den wir mit einem speziellen Eis wie Orange-Ingwer oder Schokolade-Pfeffer ausklingen lassen. Ein weiterer Geheimtipp von Franko. Chile ist angeblich weltweit das Land mit den höchsten Eis-Konsum.

Samstag, 15. Februar 2014

Viña "Malcun"

Ein Tag Santiago. Das bedeutet sehr  wenig Zeit für sightseeing. Meine Entscheidung fiel gestern kurzentschlossen für den Besuch eines Weingutes und einer Free-City Tour aus.

Für eine Tour auf dem Weingut weist mein Reiseführer auf eine erforderliche Reservierung hin. Via Internet melde ich mich also um 8 Uhr abends für eine Führung in dem am nächsten gelegenen Weingut für heute vormittag an. Rund um Santiago gibt es sehr viele ausgezeichnete Weingüter, die Gegend ist bekannt für guten Wein. Davon wird auch viel nach Europa exportiert. Also wer schon mal chilenischen Wein in Österreich getrunken hat, ich kenn den Geschmack jetzt direkt frisch vom Weingut ;-)
Hier werden eine Menge an Ausflügen zu Weingütern angeboten, jedoch stets ganztägig und immens teuer.

Mein Ausflug zu dem Weingut "Malcun" gleich am Stadtrand von Santiago erweist sich als tolle Alternative! Die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln erweist sich als einfach aber langwierig, denn ich benötige eine Stunde quer durch Santiago. Dafür kostet die Anfahrt nur 90 Cent. An der winery angekommen stellt sich heraus dass mein Reservierung gestern Abend natürlich nicht geklappt hat. War ja irgendwie zu erwarten ;-)
Aber auch hier in der Großstadt ist alles recht unkompliziert und kurzerhand bekomme ich eine Privatführung zum selben Preis :-D
In 50 Minuten wurde mir die Geschichte des ältesten Weingutes erzählt, es ist im Besitz von drei Brüdern, doch mittlerweile betreiben sie den Weinbau nur mehr als Hobby, und die Produktion gezeigt. Die Führung beinhaltet auch eine Verkostung der Weine und das Weinglas gibt es als Souvenier. Mal schaun ob ich das heil heimbring oder im Scherben.

Dieser kurze Ausflug ist wohl ausreichend um einen Einblick in den Weinbau hierzulande zu bekommen. Für mich eine tolle Alternative zu den teuren Ganztagesausflügen. Es bestätigt sich wieder dass es manchmal sehenswerter und auch kostengünstiger ist die Touren selbst zusammen zu stellen :-)

Freitag, 14. Februar 2014

Weiter.Reise

In Santiago angekommen sitze ich nun im Gastgarten eines Restaurants und blicke in den wolkenlosen Himmel. Es ist Vollmond, doch in der Großstadt sind keine Sterne zu sehen. Es ist ungewohnt nun nach fünf Wochen in Patagonien wieder in einer Großstadt zu sein. Die vielen Menschen, der Lärm, der Lichtsmog, Autos und Motorräder, und der Geruch der Großstadtluft. Patagonien war wunderbar, ich liebe die Einfachheit und die Natur. Ushuaia, Puerto Natales, Torres del Paine und natürlich Punta Arenas... Patagonien hat ein eigenes Flair. Etwas abgeschieden vom Rest Chiles durch die Anden und die Nationalparks glänzt es mit einem Charme der unvergleichbar ist. In Punta Arenas erkannte ich erstmals dass auch der Mond sich auf der Südhalbkugel anders verhält. Er nimmt zu und ab in entgegengesetzter Richtung. Und ich konnte die Sterne bis zur Milchstraße sehen, wunderschön.

Es fällt mir schwer nun weiter zu ziehen. Nach beinahe drei Wochen in Punta Arenas lernte ich diese Stadt lieben. Trotz der kalten patagonischen Winde die einen stets um die Ohren pfeifen. Der Mensch gewöhnt sich sehr rasch an neue Gegebenheiten, so auch ich. In diesen Tagen fühlte ich mich nicht auf Reisen, ich hatte mehr das Gefühl angekommen zu sein. So viele liebe Menschen wurden zu meinen Freunden, welche zu verabschieden mir heute sehr schwer gefallen ist.

Es hat sich etwas geändert. Mein Aufbruch heute, nach fast drei Wochen am selben Ort, fühlt sich nicht wie eine Fortsetzung meines Trips an. Da ist ein neues Gefühl, es hat sich etwas verändert. Etwas in mir.

Nun starte ich eine neue Reise. Mit anderen Zielen, ich bin nicht mehr auf der Suche. Meine beiden letzten Wochen verbringe als Urlaub, als Erholung, mit ein paar Tagen am Meer vielleicht.

Ich fühle dass mich ein neues, noch größeres Abenteuer erwartet und meine Seele flüstert mir leise zu, dass ich eines Tages nach Patagonien zurück kehren werde...

Mittwoch, 12. Februar 2014

Auf der Post

Hat schon mal jemand versucht ein Paket international zu verschicken? Mich würde interessieren ob das in Österreich auch so kompliziert ist...

Hier in Chile wurde meine Geduld mächtig auf die Probe gestellt. In Südamerika drehen sich die Uhren ja generell langsamer und man braucht viel Zeit zum einkaufen an der Kasse, für Auskünfte und vielem mehr. Doch auf der Post ist es wie Zuhause, hier läuft die Uhr nochmal einen Tick langsamer.
Mit meinem Paket, gefüllt mit allerlei Dingen die ich nach Hause schicken möchte, im Arm betrete ich gestern also die Poststelle. Das Glück dürfte auf meiner Seite sein, denn es warten nur fünf Personen vor mir. Es gibt Tage an denen die Schlange mit zwanzig Leuten bis an die Türe reicht. Aber dass auch fünf Personen lange warten weiss ich mittlerweile und zücke mein eBook aus der Tasche. Praktisch :-)

Etwa zwanzig bis dreißig Minuten später bin ich an der Reihe. Ich wuchte mein Paket auf den Tresen und sage in perfektem spanisch "ein Paket nach Europa bitte" Die Dame hinter dem Pult lächelt mich an und erklärt mir sie müsse den Karton öffnen und den Inhalt kontrollieren. Das wars mit meinen Spanischkenntnissen, wir benötigen schon Gestiken zur Verständigung ;-)
Und nun beginnt die Prozedur "Paket versenden". Sie sieht sich die Dinge in meiner Kiste genau an und gibt mir ein Pump-Mückenspray zurück. Das darf ich nicht versenden, warum kann ich mit meinem Spanisch nicht in Erfahrung bringen. Dann wird mein Paket in aller Ruhe zugeklebt. Einen Streifen Klebeband neben dem anderen. Bis nicht mal mehr ein Käfer rein oder aus raus könnte. Seit ich an der Reihe bin sind nun ca acht Minuten vergangen.
Nun die Anschrift. Sorgfältig hab ich sie auf das Paket geschrieben, die Dame tippt sie nun in den Computer. Warum das drei Minuten benötigt bleibt mir wohl für immer verschlossen. Schliesslich gibt sie mir freundlich zu verstehen sie benötige noch meine Heimatadresse. Jetzt kann ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Nachdem ich ihr sage es ist dieselbe, sieht sie mich verwundert an. Erst nach meiner Erklärung dass das ein Paket an mich selbst sei lacht auch sie. Ein weiteres Tippen in den Computer und ich darf endlich  bezahlen. Mittlerweile dauert meine Auftragsannahme schon 15 Minuten. In Erwartung meiner Rechnung bleibe ich geduldig, denn die Dame verschwindet auf einmal im Nebenraum. Was denn noch?! Eine Minute später kommt sie mit den Computerausdrucken zurück und stempelt acht (!) Zettel. Zwei Ausdrucke in vierfacher Kopie. Und ich muss auch alle acht signieren, pffff...! Noch ein bisschen Geduld, langsam fange ich an die Prozedur amüsant zu finden. Ich frage mich was mich wohl noch alles erwartet. Die Zettel werden nun paarweise von der Dame zusammen geklammert, schön langsam eines nach dem anderen. Ein Paar verschwindet in einer durchsichtigen Folie und wird als mein Adressat auf mein Paket geklebt und ein Paar erhalte ich. Endlich. Nach etwa zwanzig Minuten sagt mir die Dame freundlich "Goodbye" und ich verlasse die Poststelle mit einem Grinsen.

Die Dame war stets freundlich und gut gelaunt, lässt sich durch nichts stressen und erledigt gewissenhaft ihre Arbeit. Anfangs etwas ungeduldig wurde es für mich bald sehr amüsant ihr bei der Arbeit zuzusehen. Mit welch Ruhe sie meinen Auftrag erledigt hat obwohl die Schlange hinter mir wächst und wächst.

Man muss das Leben einfach mit Humor nehmen :-)

Montag, 10. Februar 2014

Milcaos & Familienbande

Am Sonntag durfte ich wieder ein koestliches Gericht aus Chile zubereiten – Milcaos. Mmmmh, die sind so lecker! Milcaos sind vor allem hier in Patagonien und auf der Insel Chiloe weit verbreitet, weiter noerdlich sind sie vielleicht im Supermarkt erhaeltlich aber niemand bereitet sie selbst zu. Hier in Patagonien ist es ein Rezept aus Grossmutters Zeiten, so eine richtig tolle hausgemachte Koestlichkeit. Und ich darf einer jener Grossmuetter bei der Zubereitung ueber die Schulter schaun und fleissig helfen – wow!

Milcaos werden in Chile hauptsaechlich zur Nachmittags-Jause zu Kaffe und Tee gegessen, diese Jause nennt man hier „Once“. Um also so gegen 17 Uhr fertig zu sein, starten wir um 14 Uhr mit den Vorbereitungen. Es steckt eine Menge Arbeit hinter diesen kleinen Leckerbissen. Fuer etwa 20 Stueck Milcaos, das sind so ca. 6-7 Portionen, wollen 5 kg rohe Kartoffeln geschaelt werden. Etwa die Haelfte wird dann gekocht und durch die Kartoffelpresse gedrueckt, die rohen allerdings muessen fein gerieben werden. Und da die Maschine dafuer leider kaputt ist, bedeutet das muehsame Handarbeit fuer uns. Erst alles reiben und anschliessend die gesamte Fluessigkeit durch ein Tuch ausdruecken um die trockene Kartoffelmasse weiterverarbeiten zu koennen. Viel Arbeit, aber es macht Spass – kochen wie zu Grossmutters Zeiten J Gefuellt werden die Milcaos schliesslich mit Chicharonnes, das ist kleingeschnitter und zubereiteter Schweinespeck. Noch 15 Minuten in den Ofen und fertig sind die goldgelben Milcaos – mmmmh, wie die lecker duften, mir laeuft schon bei dem Gedanken daran das Wasser im Mund zusammen!

Einen haben wir gleich vom Backblech stibitzt... nur zum Kosten natuerlich ;-)

Die restlichen Milcaos teilen wir dann zur Once mit dem Rest der Famile. Bei Kaffe und Tee lassen wir sie uns so richtig schmecken!


Es war ein wunderschoener Sonntag-Nachmittag, ich habe viele Geschichten gehoert, ein leckeres Gericht gelernt und eine herrliche Zeit mit einer chilenischen Familie verbracht. Dieser Tag erinnert mich sehr an meine eigene Urgrossmutter. Bis vor einigen Jahren gab es immer einmal im Monat ein Familien-Essen mit der ganzen Familie. Sie macht wohl den besten Apfelstrudel auf Erden – zumindest fuer mich ist es der Beste :-) Es gab stets diese leckere gebundene Gemuesesuppe als Vorspeise und dann die koestlichen Strudel, je nach Saison Apfel-, Topfen-, Berren, Rhabarbarstrudel oder was es grad an Obst gab. Ich vermisse diese Familientreffen. Aufgrund des Alters kann meine Uroma leider keine Strudel mehr backen und ich finde es richtig schade dass sich keine neue Tradition fuer Familientreffen ergeben hat. 

In der heutigen Zeit duerfte es schwierig sein, da alles sehr kurzlebig ist. Ueberall hoert man „Ich hab doch keine Zeit, ich muss hierhin und dorthin, habe soviel zu erledigen“, jeder ist stets gestresst. Schade, denn ich denke das Wichtigste im Leben ist die Familie und dafuer sollte man immer Zeit haben. Ich habe mich im letzten Jahr bewusst aus diesem stressigen Alltags-Trott ausgeklingt und darueber nachgedacht wo denn in meinem Leben die Prioritaeten liegen. Ist es die Arbeit, Geld, Reichtum, Luxus, Freizeit, Sport, Familie, Kinder,...? Was macht mich gluecklich? Noch habe ich keine endgueltige Antwort gefunden, vielleicht gibt es die auch nicht, denn das Leben veraendert sich staendig und somit auch die Dinge welche einen gluecklich machen. Doch was ich herausgefunden habe ist, dass es wichtig ist sich Zeit zu nehmen. Zeit fuer sich selbst, Zeit fuer die Dinge die man gerne machen wuerde. Wir lassen uns unseren Alltag nur zu gern von unserem Umfeld, wie Arbeit, Gesellschaftsformen, Freunden und vielem mehr, formen. Und alles muss heutzutage schnell gehen, denn wir haben doch keine Zeit. Falsch. Wir haben jeden Tag 24 Stunden Zeit. Das ist viel Zeit – viel Zeit, unser Leben so zu gestalten wie wir es wollen. Nach unseren eigenen Wuenschen, nach unseren eigenen Beduerfnissen. Sicherlich muss man immer wieder Kompromisse eingehen, doch wenn ich das Gefuehl habe, meinen Tag nach meinen (!) Vorstellungen zu gestalten, dann bin ich auch gluecklich, denn dann mache ich grossteils die Dinge, die fuer mich (!) wichtig sind.

Vor laengerer Zeit habe ich versucht, eine neue Tradition zu starten. Mein Wunsch war diese monatliche Tradition bei meiner Oma mit anderen hausgemachten Gerichten fortzusetzen. In keinerem Rahmen, nur meine Oma, meine Mama und ich. Meine Oma ist eine tolle Koechin, vor allem liebe ich ihre suessen Speisen. Sie jammert zwar stets, sie hat das Kochen verlernt, aber fuer mich schmeckt es jedesmal traumhaft! 

Naja, ihr koennt euch vorstellen was passiert ist – nach zwei oder drei Monaten hat sich diese neue Tradition aufgehoert da staendig andere Dinge dazwischen gekommen sind – oder meiner heutigen Meinung nach: wir haben es zugelassen dass unser Umfeld uns diese Zeit stielt. Seitdem versuche ich immer wieder spontan vorbei zu schauen. Doch das ist gar nicht so einfach, denn selbst meine Oma ist in letzter Zeit vom Stress des Umfelds erfasst worden. Ich hoffe, sie vergisst nicht, sich ab und zu auch Zeit fuer sich selbst zu nehmen um ihre eigenen Wuensche zu erfuellen.

Was ich allerdings gelernt habe ist, wie man den koestlichen Apfelstrudel meiner Uroma zubereitet und irgendwann, wenn die Zeit dazu gekommen ist, moechte ich diese Tradition in meinem eigenen Haus fortsetzen...


Picknick

Dank einer Verkuehlung war ich nun neun Tage dazu verdammt nichts unternehmen zu koennen. Es sind immer neun Tage: drei Tage schleicht sie sich an, drei Tage behindert sie dich komplett und drei Tage benoetigt sie um zu gehen; faszinierend, es ist immer das gleiche.

Nach dieser Zeit des Nichtstuns war ich nun aufgeregt wie ein kleines Kind. Ein Ausflug ist den Wald steht am Tagesprogramm, mit kleiner Wanderung, Picknick und Geniessen der Natur! In grosser Erwartung erwache ich am Morgen; wir packen den Rucksack fuer das Picknick und die Fotoausruestung darf natuerlich auch nicht fehlen. Ein Blick aus dem Fenster verraet traumhaft sonniges Ausflugs-Wetter. Schnell hinaus ins Freie – ich kanns gar nicht erwarten! Und ploetzlich das Unerwartete... mir blaest ein Sturm um die Ohren, dass ich Muehe habe vorwaerts zu kommen – wow – was ist das?! An den „normalen“ patagonischen Wind habe ich mich ja mittlerweile halbwegs gewoehnt, aber das, unglaublich...
Nun gut, wir lassen uns natuerlich nicht aufhalten und machen uns mit dem Colectivo auf den Weg Richtung Stadtrand. Puh, das erste Stueck muessen wir entgegen dem Wind zuruecklegen. Er blaest uns geradewegs mit voller Wucht in unsere Gesichter. Manchmal aendert er schlagartig seine Richtung und greift kurzfristig von der Seite an, sodass es mich einen halben Meter (!) seitlich versetzt. Unglaublich! Ein unbeteiligter Beobachter muss denken, ich bin sowas von betrunken ;-)

Aber wir kaempfen uns tapfer entgegen der Windrichtung voran auf den Wald zu, klettern ueber Weidezaeune und queren ein riesiges Flussbett, welches aber nur wenig Wasser fuehrt. Aus der Wasseroberflaeche ragen riesige Steine, welche eine Ueberquerung zum Kinderspiel machen. Waere da nicht der Wind. Unaufhaltsam blaest er durch das Flussbett und droht mich schon von dem ersten Stein ins Wasser zu werfen. Pfff, denkste, ich lass mich doch nicht von einem Luefterl aufhalten ;-) Trockenen Fusses erreiche ich das andere Ufer und wir setzten unseren Weg fort. Nach 15 Minuten windiger Wanderung betreten wir den Wald und es wird ein wenig angenehmer. Immerhin kann man jetzt wieder geradeaus laufen und die Augen oeffnen. Auf einer Lichtung finden wir wir ein tolles Platzerl fuer das Picknick. Die umstehenden Baeume schuetzen ein wenig vor dem Sturm und wir lassen es uns schmecken. Alejandro froehnt seiner Leidenschaft und schiesst eine Menge toller Fotos, ich geniesse die Stille der Natur, lausche dem Singen der Voegel und dem „Rauschen“ des Windes, was heute mehr einem wuetenden Schreien gleichkommt. Vom Waldrand aus hat man einen herrlichen Ausblick ueber die ganze Stadt, am Horizont ein wunderbar blaues Meer.






Den Rueckweg bestreiten wir entlang des Flusslaufes, oder besser gesagt, im Flussbett. Im Sommer ist der Fluss nur ein kleiner Bach, aber man kann die gewaltigen Kraefte der Natur sehen. Das Wasser formt Gaenge, Kanaele und Hoehlen in das Flussbett aus Stein und Erde, es ist einfach fazinierend. Unvorstellbar wieviel Kraft die Natur besitzt, und im selben Moment auch grenzenlos schoen. In der unberuehrten Natur fuehle ich mich wohl, hier gibt es keine Hektik, keinen Alltag. Die Natur hat ihren eigenen Rythmus. Aus Abgestorbenem waechst Neues, immer und immer wieder, alles in seinem eigenen Tempo...

Freitag, 7. Februar 2014

Mercado Municipal

Die patagonische Kuestenregion ist bekannt fuer ihre ausgezeichneten Fischgerichte und Meeresfruechte-Kreationen. Das will ich natuerlich testen. Meeresgetier besgeistert mich ja nicht so sehr, doch fuer frisch gebratenen Fisch bin ich in den letzten Jahren auf den Geschmack gekommen. In Punta Arenas liegt direkt neben dem Hafengelaende der „Mercado Municipal“, ein Markt mit vielen Gesichtern.



Von aussen etwas unscheinbar verbirgt sich doch im Inneren ein reges Treiben von Touristen und Einheimischen. Man schlendert durch eine Unmenge an Souvenir-Staenden, wo man von Pinguinfiguren ueber Tuecher und Pullover bis zu Schmuck und Raeucherstaebchen alles kaufen kann. In der untersten Ebene befindet sich der eigentliche Fischmarkt. Hier bieten die Haendler frischen Fisch, Meerestiere, Calamari und vieles mehr an. Nun stellt euch dazu bitte den intensiven Fischgeruch vor, der den gesamten Raum erfuellt. Herrlich, oder? Wer fuehlt sich jetzt nicht als waere er auf Urlaub am Meer...?  ;-)





 

In den beiden oberen Geschossen reihen sich die Restaurants dicht aneinander, jeder wirbt mit frischen Meeresspeisen. Die Lokale sind sehr beengend. Der Raum ist vollgestopft mit Tischen und ich hab meine liebe Muehe damit, meine Beine mit etwas Akrobatik zwischen den Tisch- und Sessel-beinen hindurch zu faedeln. Auf den Gaengen vor den Lokalen befinden sich weitere Tische, doch ich vermute hier muss man damit rechnen von jedem Vorbeigehenden angerempelt zu werden ;-)



Der Tisch wurde ueber dem Tischtuch mit einer durchsichtigen Plastik-Tischdecke gedeckt und darauf noch diese herrlichen Plastik-Untersetzer. Manchesmal fuehle ich mich hier in die 90er-Jahre von Europa zurueck versetzt – Kindheitserinnerungen :-)



Endlich, das Essen wird angerichtet. Ich hab mich schon riesig auf frisch gebratenen Natur-Fisch gefreut... Leider bekam ich gebackenen serviert, die Enttaeuschung ist gross... Erst spaeter erfahre ich dass es hier ueblich ist den Fisch gebacken zu essen. Schade. Der gebackene Merluzo ist zwar lecker, aber wenn man sich anderes erwartet hat ist es schwer sich dann dafuer zu begeistern. Vielleicht finde ich ja noch ein nettes Restaurant welches gebratenen Fisch anbietet. Noch bin ich ja ein paar Wochen unterwegs :-)

Mittwoch, 5. Februar 2014

Dogs

In Patagonien findet man sie einfach ueberall. Man spaziert durch das Zentrum und begegnet Hunden, man bummelt durch die Vororte und begegnet Hunden, sogar wenn man in die Berge reitet begegnet man Hunden.

Als Haustiere sind sie hier sehr beliebt, in nahezu jedem Garten ist einer anzutreffen. Doch die Hunde welche mich am Meisten faszinieren, sind die streunenden. Sie leben auf der Strasse und kaempfen sich durch den Alltag– Ueberleben ist ihr einziges Ziel. 
Vor einer Abreise musste ich eine Menge Impfungen ueber mich ergehen lassen und die Aerztin im Tropeninstitut hat mir nahegelegt mich auch gegen Tollwut zu impfen. Ich dachte mir „Warum Tollwut? Ich bin ja in keiner wilden, verlassenen Gegend unterwegs.“ Doch die Dame blieb hartnaeckig und erklaerte mir, dass in Suedamerika jede Menge freilaufende wilde Hunde unterwegs seien. Na gut, also lass ich mir diese drei Teilimpfungen auch noch geben. Seit ich in Patagonien angekommen bin, verstehe ich die Sorge um Tollwut. Ich habe noch nie soviele streunende Hunde auf einen Blick gesehen. Natuerlich bin ich neugierig und frage meinen Host warum es denn hier soviele Hunde ohne Besitzer gaebe. Er erzaehlt mir dass sich viele Menschen einen Hund kaufen und dann aus verschiedensten Gruenden nicht mehr haben wollen, sei es aus Geldnoeten, Platzmangel, zuviel Arbeit oder vieles mehr, und sie einfach auf der Strasse aussetzen. Eine Art Tierschutzhaus gibt es hier nicht, die Hunde muessen fuer sich selbst kaempfen. Man sieht sie immer wieder in den Muelleimers stoebern und Regenwasser trinken. Die Gartentueren sollte man stets gut schlossen halten wenn man nicht einen neuen struppigen Mitbewohner haben moechte.
In den ersten Tagen in Ushuaia hatte ich ziemlichen Respekt vor diesen Tieren. Konnte ich doch nicht einschaetzen wie sie reagieren und ob sie bissig sind oder aggresiv. Mit der Zeit verflog meine Angst und mittlerweile wechsle ich nicht mehr die Strassenseite wenn mir ein Hund begegnet. Die Streuner sind sehr friedlich und suchen oft die Naehe von Menschen, mal in der Hoffnung auf Futter, mal einfach nur der Gesellschaft wegen. Eines Abends in Punta Arenas warteten  Alejandro und ich auf ein Collectivo. Nach dem guten Sushi-Essen im Stadtzentrum wollten wir einfach nicht weit laufen und stellten uns an die naechste Kreuzung. Hier lag auch grad ein wunderschoener hellbrauner Hund an der Hausmauer und doeste vor sich hin. Nach zehn Minuten vergeblichen Wartens in der Kaelte beschliessen wir nun doch zu Fuss zu gehen. Keine 200 Meter weiter bemerken wir dass uns der Hund folgt – und ein zweiter, schwarzer, hat sich auch dazu gesellt. Witzig, denn wir dachten sie laufen vielleicht bis an das Ende vom Zentrum mit uns, doch sie begleiteten uns bis nach Hause! Immer ein Stueck hinter uns oder vor uns waren sie stets in der Naehe – wie ein Begleitschutz. Es fiel mir schliesslich verdammt schwer die Haustuere vor ihner Schnauze zuzuschlagen. Seitdem hab ich immer wieder nach ihnen Ausschau gehalten doch nie wieder gesehen. Mysterioes...


Alejandro erzaehlte mir auch eine Geschichte aus seiner Jugendzeit. Er hatte Mitleid mit einem kleinen Welpen, welcher schon halb durchgefroren im Regen sass und brachte ihn zu seiner Mutter, die sich sehr gut mit Hunden auskennt, da sie selber fuenf hat. Schliesslich muessen sie den Kleinen aber zum Tierarzt bringen, investieren viel Geld und konnten ihm dennoch nicht helfen. Er musste eingeschlaefert werden. Die Komik der Geschichte ist: der Hund hatte Floehe und in den naechsten Tagen waren die Tieraerztin, Alejandro, seine Mutter, seine Schwester und die Hunde befallen. Und alle ziemlich sauer auf Alejandro ;-) Kein schoener Dank dafuer dass man helfen wollte... aber man lernt daraus fuer das naechste Mal ;-)

Ich mag die Streuner hier. Sie sind liebenswuerdig und zugaenglich, aber keinesfalls aggressiv. Auch wenn ich am Liebsten den einen oder anderen jedes Mal mit nach Hause nehmen moechte, halte ich seit Alejandro’s Geschichte ein wenig Abstand zu den Kerlen ;-)




Montag, 3. Februar 2014

[Reise-] Alltag

Vier Wochen bin ich nun schon unterwegs. 29 Tage vollgepackt mit Erlebnissen, neuen Freunden und vielen Eindruecken. Gestern Abend blaetterte ich in meinem Reisetagebuch und las meine ersten Eintraege. Vom Aufbruch, vom langen Ueberseeflug, von der Ankuft am Flughafen in Buenos Aires, vom erstmaligen Couchsurfen. Es hat sich viel veraendert seither. 

Meine Eintraege der ersten Woche in diesem fremden Kontinent spiegeln meine Unsicherheit wider. Ich hatte Angst vor dem was mich erwartet – eine mir fremde Mentalitaet, eine neue Art der Uebernaechtigung, eine grosse Stadt, andere Gewohnheiten als ich sie kenne. Alles war neu fuer mich. Kein Auto zu besitzen, nur mit der U-Bahn und dem Bus unterwegs zu sein, in einer fremden Wohnung zu uebernachten, zu anderen Zeiten zu essen und Menschen die dir erstmalig vorgestellt werden mit einem Kuss auf die Wange zu begruessen. Ich war neugierig , aber auch verschreckt. Meine Hosts sagten mir, wir Oesterreicher und auch die Deutschen seien so distanziert und kuehl. Anfangs verstand ich das nicht, war es doch fuer mich normal so zu sein wie ich eben bin. Doch inzwischen offenbart sich mir der Sinn dessen. Nach vier Wochen in einem fremden Land habe ich langsam, Stueck fuer Stueck, ohne es zu merken, die Mentalitaet der Menschen hier angenommen. Durch das Couchsurfen bin ich immer naeher an den hier wohnenden Leuten und sehe mehr vom wirklichen Leben. In Hostels bist du stets nur unter Touristen und wirst das Leben des Landes nie richtig kennenlernen. Meine Hosts hingegen erzaehlten mir viel ueber deren Alltag, ich konnte deren Probleme und Freuden miterleben, ich erfuhr vieles ueber die politische Situation der Laender, ueber die Gesellschaftsschichten, die Ausbildungs- und Berufschancen sowie die sozialen Netzwerke.



Meine Tagebucheintraege der letzten Woche oder zehn Tagen beinhalten fast nur mehr meine Aktivitaeten, weniger meine Erfahrungen mit der Mentalitaet oder den Menschen. Es ist nichts Neues mehr. Die Umgangsformen in dem mir einst so fremden Land sind fuer mich normal geworden. So wie auch das Reisen. Anfangs hatte ich alles genaustens geplant um nur ja nie irgendwo festzusitzen, ja keinen Anschluss-Bus zu verpassen und ich musste alles fest im Griff haben. Mit der Zeit legte ich diesen Kontrollzwang ab, denn es gibt immer eine Loesung. Und es wird zur Gewohnheit, nicht zu wissem was einen als naechstes erwartet. Die Aufregung verfliegt und man empfindet jeden Tag aehnlich. Natuerlich sind die Aktivitaeten verschieden und man lernt immer wieder neue Leute und Staedte kennen, doch die Nervositaet die mich die erste Zeit begleitet hat vergeht. Auch das Reisen verhaelt sich wie alle Dingen die man erstmals und neu erlebt: ist die anfaengliche Aufregung vorbei, wird es zum Alltag. Dann heisst es konsequent bleiben und stets neue Motivation aufbringen, selbst fuer Aufregung sorgen ;-)