Mittwoch, 5. Februar 2014

Dogs

In Patagonien findet man sie einfach ueberall. Man spaziert durch das Zentrum und begegnet Hunden, man bummelt durch die Vororte und begegnet Hunden, sogar wenn man in die Berge reitet begegnet man Hunden.

Als Haustiere sind sie hier sehr beliebt, in nahezu jedem Garten ist einer anzutreffen. Doch die Hunde welche mich am Meisten faszinieren, sind die streunenden. Sie leben auf der Strasse und kaempfen sich durch den Alltag– Ueberleben ist ihr einziges Ziel. 
Vor einer Abreise musste ich eine Menge Impfungen ueber mich ergehen lassen und die Aerztin im Tropeninstitut hat mir nahegelegt mich auch gegen Tollwut zu impfen. Ich dachte mir „Warum Tollwut? Ich bin ja in keiner wilden, verlassenen Gegend unterwegs.“ Doch die Dame blieb hartnaeckig und erklaerte mir, dass in Suedamerika jede Menge freilaufende wilde Hunde unterwegs seien. Na gut, also lass ich mir diese drei Teilimpfungen auch noch geben. Seit ich in Patagonien angekommen bin, verstehe ich die Sorge um Tollwut. Ich habe noch nie soviele streunende Hunde auf einen Blick gesehen. Natuerlich bin ich neugierig und frage meinen Host warum es denn hier soviele Hunde ohne Besitzer gaebe. Er erzaehlt mir dass sich viele Menschen einen Hund kaufen und dann aus verschiedensten Gruenden nicht mehr haben wollen, sei es aus Geldnoeten, Platzmangel, zuviel Arbeit oder vieles mehr, und sie einfach auf der Strasse aussetzen. Eine Art Tierschutzhaus gibt es hier nicht, die Hunde muessen fuer sich selbst kaempfen. Man sieht sie immer wieder in den Muelleimers stoebern und Regenwasser trinken. Die Gartentueren sollte man stets gut schlossen halten wenn man nicht einen neuen struppigen Mitbewohner haben moechte.
In den ersten Tagen in Ushuaia hatte ich ziemlichen Respekt vor diesen Tieren. Konnte ich doch nicht einschaetzen wie sie reagieren und ob sie bissig sind oder aggresiv. Mit der Zeit verflog meine Angst und mittlerweile wechsle ich nicht mehr die Strassenseite wenn mir ein Hund begegnet. Die Streuner sind sehr friedlich und suchen oft die Naehe von Menschen, mal in der Hoffnung auf Futter, mal einfach nur der Gesellschaft wegen. Eines Abends in Punta Arenas warteten  Alejandro und ich auf ein Collectivo. Nach dem guten Sushi-Essen im Stadtzentrum wollten wir einfach nicht weit laufen und stellten uns an die naechste Kreuzung. Hier lag auch grad ein wunderschoener hellbrauner Hund an der Hausmauer und doeste vor sich hin. Nach zehn Minuten vergeblichen Wartens in der Kaelte beschliessen wir nun doch zu Fuss zu gehen. Keine 200 Meter weiter bemerken wir dass uns der Hund folgt – und ein zweiter, schwarzer, hat sich auch dazu gesellt. Witzig, denn wir dachten sie laufen vielleicht bis an das Ende vom Zentrum mit uns, doch sie begleiteten uns bis nach Hause! Immer ein Stueck hinter uns oder vor uns waren sie stets in der Naehe – wie ein Begleitschutz. Es fiel mir schliesslich verdammt schwer die Haustuere vor ihner Schnauze zuzuschlagen. Seitdem hab ich immer wieder nach ihnen Ausschau gehalten doch nie wieder gesehen. Mysterioes...


Alejandro erzaehlte mir auch eine Geschichte aus seiner Jugendzeit. Er hatte Mitleid mit einem kleinen Welpen, welcher schon halb durchgefroren im Regen sass und brachte ihn zu seiner Mutter, die sich sehr gut mit Hunden auskennt, da sie selber fuenf hat. Schliesslich muessen sie den Kleinen aber zum Tierarzt bringen, investieren viel Geld und konnten ihm dennoch nicht helfen. Er musste eingeschlaefert werden. Die Komik der Geschichte ist: der Hund hatte Floehe und in den naechsten Tagen waren die Tieraerztin, Alejandro, seine Mutter, seine Schwester und die Hunde befallen. Und alle ziemlich sauer auf Alejandro ;-) Kein schoener Dank dafuer dass man helfen wollte... aber man lernt daraus fuer das naechste Mal ;-)

Ich mag die Streuner hier. Sie sind liebenswuerdig und zugaenglich, aber keinesfalls aggressiv. Auch wenn ich am Liebsten den einen oder anderen jedes Mal mit nach Hause nehmen moechte, halte ich seit Alejandro’s Geschichte ein wenig Abstand zu den Kerlen ;-)




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