In
Patagonien findet man sie einfach ueberall. Man spaziert durch das Zentrum und
begegnet Hunden, man bummelt durch die Vororte und begegnet Hunden, sogar wenn
man in die Berge reitet begegnet man Hunden.
Als
Haustiere sind sie hier sehr beliebt, in nahezu jedem Garten ist einer
anzutreffen. Doch die Hunde welche mich am Meisten faszinieren, sind die
streunenden. Sie leben auf der Strasse und kaempfen sich durch den Alltag–
Ueberleben ist ihr einziges Ziel.
Vor einer Abreise musste ich eine Menge Impfungen ueber mich ergehen lassen und
die Aerztin im Tropeninstitut hat mir nahegelegt mich auch gegen Tollwut zu
impfen. Ich dachte mir „Warum Tollwut? Ich bin ja in keiner wilden, verlassenen
Gegend unterwegs.“ Doch die Dame blieb hartnaeckig und erklaerte mir, dass in
Suedamerika jede Menge freilaufende wilde Hunde unterwegs seien. Na gut, also
lass ich mir diese drei Teilimpfungen auch noch geben. Seit ich in Patagonien
angekommen bin, verstehe ich die Sorge um Tollwut. Ich habe noch nie soviele
streunende Hunde auf einen Blick gesehen. Natuerlich bin ich neugierig und
frage meinen Host warum es denn hier soviele Hunde ohne Besitzer gaebe. Er
erzaehlt mir dass sich viele Menschen einen Hund kaufen und dann aus verschiedensten
Gruenden nicht mehr haben wollen, sei es aus Geldnoeten, Platzmangel, zuviel
Arbeit oder vieles mehr, und sie einfach auf der Strasse aussetzen. Eine Art
Tierschutzhaus gibt es hier nicht, die Hunde muessen fuer sich selbst kaempfen.
Man sieht sie immer wieder in den Muelleimers stoebern und Regenwasser trinken.
Die Gartentueren sollte man stets gut schlossen halten wenn man nicht einen
neuen struppigen Mitbewohner haben moechte.
In den ersten Tagen in Ushuaia hatte ich ziemlichen Respekt vor diesen Tieren.
Konnte ich doch nicht einschaetzen wie sie reagieren und ob sie bissig sind
oder aggresiv. Mit der Zeit verflog meine Angst und mittlerweile wechsle ich
nicht mehr die Strassenseite wenn mir ein Hund begegnet. Die Streuner sind sehr
friedlich und suchen oft die Naehe von Menschen, mal in der Hoffnung auf
Futter, mal einfach nur der Gesellschaft wegen. Eines Abends in Punta Arenas
warteten Alejandro und ich auf ein
Collectivo. Nach dem guten Sushi-Essen im Stadtzentrum wollten wir einfach nicht
weit laufen und stellten uns an die naechste Kreuzung. Hier lag auch grad ein
wunderschoener hellbrauner Hund an der Hausmauer und doeste vor sich hin. Nach
zehn Minuten vergeblichen Wartens in der Kaelte beschliessen wir nun doch zu
Fuss zu gehen. Keine 200 Meter weiter bemerken wir dass uns der Hund folgt –
und ein zweiter, schwarzer, hat sich auch dazu gesellt. Witzig, denn wir
dachten sie laufen vielleicht bis an das Ende vom Zentrum mit uns, doch sie
begleiteten uns bis nach Hause! Immer ein Stueck hinter uns oder vor uns waren
sie stets in der Naehe – wie ein Begleitschutz. Es fiel mir schliesslich
verdammt schwer die Haustuere vor ihner Schnauze zuzuschlagen. Seitdem hab ich
immer wieder nach ihnen Ausschau gehalten doch nie wieder gesehen. Mysterioes...
Alejandro
erzaehlte mir auch eine Geschichte aus seiner Jugendzeit. Er hatte Mitleid mit
einem kleinen Welpen, welcher schon halb durchgefroren im Regen sass und
brachte ihn zu seiner Mutter, die sich sehr gut mit Hunden auskennt, da sie
selber fuenf hat. Schliesslich muessen sie den Kleinen aber zum Tierarzt
bringen, investieren viel Geld und konnten ihm dennoch nicht helfen. Er musste
eingeschlaefert werden. Die Komik der Geschichte ist: der Hund hatte Floehe und
in den naechsten Tagen waren die Tieraerztin, Alejandro, seine Mutter, seine
Schwester und die Hunde befallen. Und alle ziemlich sauer auf Alejandro ;-)
Kein schoener Dank dafuer dass man helfen wollte... aber man lernt daraus fuer
das naechste Mal ;-)
Ich mag die Streuner hier. Sie sind liebenswuerdig
und zugaenglich, aber keinesfalls aggressiv. Auch wenn ich am Liebsten den
einen oder anderen jedes Mal mit nach Hause nehmen moechte, halte ich seit
Alejandro’s Geschichte ein wenig Abstand zu den Kerlen ;-)

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