Montag, 10. Februar 2014

Picknick

Dank einer Verkuehlung war ich nun neun Tage dazu verdammt nichts unternehmen zu koennen. Es sind immer neun Tage: drei Tage schleicht sie sich an, drei Tage behindert sie dich komplett und drei Tage benoetigt sie um zu gehen; faszinierend, es ist immer das gleiche.

Nach dieser Zeit des Nichtstuns war ich nun aufgeregt wie ein kleines Kind. Ein Ausflug ist den Wald steht am Tagesprogramm, mit kleiner Wanderung, Picknick und Geniessen der Natur! In grosser Erwartung erwache ich am Morgen; wir packen den Rucksack fuer das Picknick und die Fotoausruestung darf natuerlich auch nicht fehlen. Ein Blick aus dem Fenster verraet traumhaft sonniges Ausflugs-Wetter. Schnell hinaus ins Freie – ich kanns gar nicht erwarten! Und ploetzlich das Unerwartete... mir blaest ein Sturm um die Ohren, dass ich Muehe habe vorwaerts zu kommen – wow – was ist das?! An den „normalen“ patagonischen Wind habe ich mich ja mittlerweile halbwegs gewoehnt, aber das, unglaublich...
Nun gut, wir lassen uns natuerlich nicht aufhalten und machen uns mit dem Colectivo auf den Weg Richtung Stadtrand. Puh, das erste Stueck muessen wir entgegen dem Wind zuruecklegen. Er blaest uns geradewegs mit voller Wucht in unsere Gesichter. Manchmal aendert er schlagartig seine Richtung und greift kurzfristig von der Seite an, sodass es mich einen halben Meter (!) seitlich versetzt. Unglaublich! Ein unbeteiligter Beobachter muss denken, ich bin sowas von betrunken ;-)

Aber wir kaempfen uns tapfer entgegen der Windrichtung voran auf den Wald zu, klettern ueber Weidezaeune und queren ein riesiges Flussbett, welches aber nur wenig Wasser fuehrt. Aus der Wasseroberflaeche ragen riesige Steine, welche eine Ueberquerung zum Kinderspiel machen. Waere da nicht der Wind. Unaufhaltsam blaest er durch das Flussbett und droht mich schon von dem ersten Stein ins Wasser zu werfen. Pfff, denkste, ich lass mich doch nicht von einem Luefterl aufhalten ;-) Trockenen Fusses erreiche ich das andere Ufer und wir setzten unseren Weg fort. Nach 15 Minuten windiger Wanderung betreten wir den Wald und es wird ein wenig angenehmer. Immerhin kann man jetzt wieder geradeaus laufen und die Augen oeffnen. Auf einer Lichtung finden wir wir ein tolles Platzerl fuer das Picknick. Die umstehenden Baeume schuetzen ein wenig vor dem Sturm und wir lassen es uns schmecken. Alejandro froehnt seiner Leidenschaft und schiesst eine Menge toller Fotos, ich geniesse die Stille der Natur, lausche dem Singen der Voegel und dem „Rauschen“ des Windes, was heute mehr einem wuetenden Schreien gleichkommt. Vom Waldrand aus hat man einen herrlichen Ausblick ueber die ganze Stadt, am Horizont ein wunderbar blaues Meer.






Den Rueckweg bestreiten wir entlang des Flusslaufes, oder besser gesagt, im Flussbett. Im Sommer ist der Fluss nur ein kleiner Bach, aber man kann die gewaltigen Kraefte der Natur sehen. Das Wasser formt Gaenge, Kanaele und Hoehlen in das Flussbett aus Stein und Erde, es ist einfach fazinierend. Unvorstellbar wieviel Kraft die Natur besitzt, und im selben Moment auch grenzenlos schoen. In der unberuehrten Natur fuehle ich mich wohl, hier gibt es keine Hektik, keinen Alltag. Die Natur hat ihren eigenen Rythmus. Aus Abgestorbenem waechst Neues, immer und immer wieder, alles in seinem eigenen Tempo...

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