Samstag, 11. Januar 2014

Glaciar Martial und die Mentalitaet

Gestern morgen wachte ich auf und es regnete. Regen? Was soll das? Der Wetterbericht sagte Sonnenschein. Wir wollten doch heute wandern gehen. Aber so ist das hier in Ushuaia, das Wetter ist sehr unstet und es wechseln sich Regen und Wolken und Sonne staendig ab. Etwas unmotiviert schaele ich mich aus meinem Schlafsack und fruehstuecke erst einmal. Und siehe da, der Regen laesst langsam nach und als ich ausser Haus gehe, ist kein Tropfen mehr spuerbar. Meine Motivation steigt wieder! Ist es doch meine erste Wanderung seit fuenf oder sechs Wochen, seit meinem "Knie-Unfall". Lena und ich treffen uns im Zentrum und nehmen ein Taxi die Strasse hoch zur Talstation des Sesselliftes am Glaciar Martín. Wir gehen natuerlich zu Fuss. Der Reisefuehrer sagt, man braucht eine Stunde zur Bergstation und eine weitere zum Aussichtspunkt. Hmmm, also nach 20 Minuten sind wir gemuetlichen Schrittes an der Bergstation und nach weiteren 35 Minuten am Aussichtspunkt. Erst oben angekommen wissen wir fuer welche Personen diese Zeitangaben gemacht wurden, wir treffen auf Touristen in Laufschuhen, Stiefeln, Jogginghosen und aehnlichem. Alles, klar, wir sind also einem Touristen-Trampelpfad gefolgt. Haetten wir uns eigentlich denken koennen, als uns der Herr an der Information sagte, es gaebe hier keine Wanderkarte, weil es nur einen Weg hinauf gibt. Aber die Aussicht ist wirklich toll, man ueberblickt ganz Ushuaia und den Beagle-Kanal bis an die chilenische Kueste. Traumhaft - mit Sonnenschein!


Der Abstieg ist ein Kinderspiel, wir benoetigen bis zur Talstation nur 30 Minuten und wollen den Weg welchen wir mit dem Taxi herauf gefahren sind nun auch zu Fuss zurueck legen. Der Taxifahrer sagte und, es gibt da einen Wanderweg bis in die Stadt. Wir nehmen die erste groessere Abzweigung von der Strasse in den Wald und landen nach 15 Minuten allerdings im Nirgendwo, also gut, wieder zurueck zur Strasse und am Bankett entlang weiter. Ah, hier ist der Weg. Ein wunderschoener Wanderweg durch den Wald nach Ushuaia. Wir geniessen es abseits der Strasse und weit weg von den Touristen. Hier in der Ruhe der Natur verspuere ich auch erstmals Erholung. Schade, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht alleine unterwegs bin. Ich haette mir gerne Zeit genommen um die Natur hier geniessen koennen und ihre Energie zu tanken. In diesem Moment beschliesse ich, in den Nationalpark jedenfalls alleine zu gehen. Nur so kann ich die Natur in vollen Zuegen geniessen.

Mit Lena unterhielt ich mich viel ueber die Unterschiede zwischen Europa und Hier, die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zwaenge, die Mentalitaet der Leute und dem Grund unseres Trips. Ich glaube, hier denken alle Backpacker aehnlich, wir wollen eine Auszeit, weg von dem Erwartungsdruck und unseren eigenen Weg finden. Lena ist Wanderfuehrer fuer Touristen und ihr ist ebenso wichtiger Spass an der Arbeit zu haben anstatt viel Geld zu verdienen. Sie ist staendig unterwegs und hat keine feste Wohnung, wenn sie mal ein paar Wochen zuhause ist lebt sie bei ihren Eltern. Fuer sie ist das ok, sie lebt gerne so. Dafuer hat sie allerdings in Kauf nehmen muessen dass sie im Streit mit ihrem Bruder lebt, weil er ihr Leben nicht akzeptiert. Er meint sie muesse doch Familie haben und ein geregeltes Leben und ein gutes Einkommen, fuer die Zukunft vorsorgen. Doch mal ehrlich, denn diese Frage stelle ich mir auch schon seit Langem: Warum sollen wir jetzt in jungen Jahr schuften bis ins hohe Alter um uns DANN etwas leisten zu koennen? Was ist wenn wir DANN nicht mehr leben? Wann ist dieses DANN? In der Pension, frueher, spaeter? Wir arbeiten unser Leben lang fuer etwas wobei wir nicht wissen ob wir es erleben oder schliesslich auch geniessen koennen. Ist das nicht tubios? Anstatt dass wir umdenken und das Leben JETZT geniessen?! Hier und jetzt, jeden Augenblick. Nicht staendig jammern wie schlecht das denn nicht alles ist, wie arm wir denn nicht sind und warum uns denn keiner helfe. jaja, jammern koennen wir vor allem in Oesterreich gut. Hier jammert niemand, jeder macht das Beste aus seiner Situation. Wenn dir etwas nicht passt - aendere es! Und akzeptiere dass andere Menschen vielleicht anders denken.

Ich werde viel von der Mentalitaet hier in Suedamerika mitnehmen, das kann ich schon jetzt spueren. Gestern hatte ich ein langes Gespraech mit Lucas, meinem host. Er meint, wir Deutschen und Oesterreicher sind so kalt und distanziert. Ich verstehe nun, was er meint. Hier ist ueblich dass man sich, auch wenn man sich erst fluechtig kennt, mit einem Kuesschen auf die Wange begruesst, man hat mehr Koerperkontakt, ist nicht so scheu. Die Menschen hier sind sehr sehr offen und hilfsbereit, bieten einem Hilfe an auch wenn man nicht danach gefragt hat. Maenner schenken den Frauen galante Aufmerksamkeit und sind wie Kavalliere. An das habe ich mich erst gewoehnen muessen, wir sind wirklich etwas pruede in Europa. Ich liebe diese Mentalitaet hier!

"Traeume nicht dein Leben - Lebe deinen Traum" JETZT und HIER !!!

1 Kommentar:

  1. Hallo,
    Traf heute d. "Stephl" Stephan, Er war auch "drüben" u. ebenfalls begeistert , soll viele liebe grüße ausrichten.
    Freuen uns schon auf viele Fotos vom Nationalpark. lg. Harry








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